Arminda Aberastury war eine Pionierin der argentinischen Psychoanalyse. Sie wurde als jüngste Tochter einer gutbürgerlichen Familie in Buenos Aires geboren. Ihr Vater Pedro Aberastury war als Prokurist und Manager bei verschiedenen Unternehmen beschäftigt, ihre Mutter Arminda Fernández war Lehrerin und Schuldirektorin. Nachdem Arminda Aberastury ebenfalls eine Ausbildung zur Lehrerin abgeschlossen hatte, studierte sie Pädagogik an der Universität Buenos Aires.
Durch ihren Bruder Frederico, der unter psychotischen Schüben litt und Psychiatrie studierte, lernte sie 1933 den Psychiater Enrique Pichon-Rivière (1907-1977) kennen, den sie 1937 heiratete. Drei Söhne, Enrique, Joaquin und Marcelo, gingen aus dieser Ehe hervor, die 1956 geschieden wurde.
1942 begann Arminda Aberastury de Pichon-Rivière eine Lehranalyse bei Ángel Garma. Sie gehörte wie ihr Mann zu den Gründungsmitgliedern der Asociación Psicoanalítica Argentina (APA) und war dort seit 1953 als Lehranalytikerin tätig. Sie unterrichtete fast zwanzig Jahre lang am psychoanalytischen Institut in Buenos Aires, dem sie 1956 auch als Direktorin vorstand. Außerdem lehrte sie Kinder- und Jugendlichenpsychologie an der Universität Buenos Aires.
Arminda Aberastury begründete die Kinderpsychoanalyse in Argentinien und führte dort die kleinianische Schule ein. Sich zunächst an Anna Freud und Sophie Morgenstern orientierend, übernahm sie bald die Spieltechnik Melanie Kleins, mit der sie seit 1945 korrespondierte. Sie war auch die erste spanische Übersetzerin Melanie Kleins. Von 1948 bis 1952 leitete Aberastury am APA-Institut das Seminar für Kinderpsychoanalyse. Ihr Hauptwerk Teoría y técnica del psicoanálisis de niños diente Generationen argentinischer Kinderanalytiker:innen als Lehrbuch.
Als bedeutender theoretischer Beitrag gilt Arminda Aberasturys Einführung einer ursprünglichen genitalen Phase, La fase genital previa (1964), zwischen dem sechsten und achten Lebensmonat, die der analen Phase vorausgeht. Mit dieser Annahme, der zufolge der Vater von Anfang an in die Mutter-Kind-Beziehung miteinbezogen ist, ergänzte Aberastury die kleinianische Theorie. Zu ihren Forschungsgebieten zählte auch die Diagnostik: Sie entwickelte einen Test zum Häuserbauen, El juego de construir casas (1950), mit dessen Hilfe sich z. B. die Entwicklung des Körperbildes beim Kind beurteilen lässt.
Vermutlich deprimiert wegen einer entstellenden Hautkrankheit, nahm sich Arminda Aberastury im Alter von 62 Jahren das Leben. Zwei Jahre nach ihrem Tod eröffnete Betty Garma das Departamento de Niños y Adolescentes "Arminda Aberastury", die Abteilung für Kinder- und Jugendlichenanalyse der APA. (Artikelanfang)
Laura Achard Arrosa bzw. Achard de Demaría wurde in Montevideo in Uruguay geboren. 1947 war sie Mitgründerin und bis 1951 leitende Psychologin der Clínica Médico-Psicológica [später Servicio de Psiquiatría Infantil] am Pedro Visca-Krankenhaus in Montevideo. Laura Achard gehörte zu der ersten psychoanalytischen Gruppe in Uruguay, die sich 1950 in Montevideo um Rodolfo Agorio bildete. 1952 ging sie zusammen mit Marta Lacava nach Argentinien, um bei der Asociación Psicoanalítica Argentina (APA) in Buenos Aires eine psychoanalytische Ausbildung zu absolvieren. 1955 beteiligte sie sich an der Gründung der psychoanalytischen Studiengruppe, die 1961 als Asociación Psicoanalítica del Uruguay (APU) von der Internationalen Psychoanalytischen Vereinigung anerkannt wurde. Seit 1960 war sie bereits Mitglied der APA. 1964 zählte sie - neben Héctor und Mercedes Garbarino - zu den ersten Lehranalytiker:innen der APU, und von 1969 bis 1971 war sie Direktorin des Lehrinstituts der APU.
1973 ging Laura Achard nach Mexiko, um mit Avelino und Amapola González und der Grupo Mexicano de Estudios Psicoanalíticos zusammenzuarbeiten, die sich 1978 als Sociedad Psicoanalítica de México (SPM) konstituierte. Sie war Mitglied des Vorstands der SPM und lehrte am Instituto de Psicoanálisis y Psicoterapia sowie an der psychologischen Fakultät der Universidad Autónoma de Nuevo León. Seit 1987 war sie Lehranalytikerin der Grupo de Estudios Psicoanalitícos de Monterrey, der späteren Asociación Regiomontana de Psicoanálisis. Von 1993 bis 1995 amtierte sie als Sekretärin der Federación de Estudios Psicoanalíticos de América Latina (FEPAL).
Laura Achard vertrat den Ansatz Melanie Kleins. Sie hielt zahlreiche Konferenzen, Vorträge, Seminare und Forschungsprojekte in Lateinamerika, Kanada, USA und Europa ab. Aufbauend auf dem Feldansatz von Willy und Madeleine Baranger untersuchte sie die Auswirkungen sozialer Unruhen auf die analytische Sitzung. Zusammen mit anderen schuf sie den Begriff des "gemeinsamen Objekts" [objeto común], damit ist ein Objekt gemeint, das Analytiker und Patient gemeinsam ist, wie zum Beispiel soziale Phänomene. Ein weiterer Schwerpunkt Laura Achards war ihre Arbeit mit Phobiepatienten. (Artikelanfang)
Die Psychiaterin und Psychoanalytikerin Alcira Mariam Alizade wurde in Argentinien als Tochter von Avelino Alizade und María Angélica Fynn Sastre geboren. Sie war Mitglied und Lehranalytikerin der Asociación Psicoanalítica Argentina (APA) und Dozentin am Instituto Àngel Garma. Eine ihrer Supervisor:innen Anfang der 1990er Jahre war Joyce McDougall.
Alcira Mariam Alizade gehörte zu der Gruppe von Psychoanalytikerinnen, die 1998 unter der Präsidentschaft von Otto Kernberg das Komitee für Frauen und Psychoanalyse der Internationalen Psychoanalytischen Vereinigung (Committee on Women and Psychoanalysis: COWAP) gründete. Von 1998 bis 2001 war sie Co-Vorsitzende für Lateinamerika und von 2001 bis 2005 Vorsitzende des COWAP. Außerdem gab sie die bei Karnac erschienene COWAP-Buchreihe Psychoanalysis and Women heraus. Von 2006 bis 2008 war sie wissenschaftliche Sekretärin der Federación Psicoanalítica de América Latina (FEPAL).
Mariam Alizades theoretisches und klinisches Interesse galt vor allem dem Themenkomplex Gender und Sexualität sowie der psychotherapeutischen Arbeit mit Schwerstkranken und Sterbenden. Zu ihren bekanntesten Arbeiten zählt ihr 1992 erschienenes Buch La sensualidad femenina [Feminine Sensuality (1999); Weibliche Sinnlichkeit (2014)]. Darin erläutert sie unter anderem, welche Bedeutung das von Didier Anzieu beschriebene frühe Haut-Ich und die Matrix des "primordialen Orgasmus" (Wonnesaugen) für die Entwicklung weiblicher Sinnlichkeit haben, als deren Besonderheit Alizade die Verflüssigung bezeichnet.
Alcira Mariam Alizade war mit dem Mexikaner Leopoldo Mondragón verheiratet, von dem ihre beiden Söhne Ariel und Juan Martín stammen. (Artikelanfang)
Die argentinische Ärztin und Psychoanalytikerin Luisa Agusta Rebeca (Rebe) Gambier - nach ihrer Heirat Luisa G. Alvarez de Toledo - wurde in Buenos Aires geboren. Während ihres Medizinstudiums in Buenos Aires in den 1930er Jahren lernte sie den Psychiater Arnaldo Rascovsky und dessen Frau Matilde Wencelblat de Rascovsky kennen, die sie in die Psychoanalyse einführten. Luisa Gambier gehörte zum Gründungskern der argentinischen Psychoanalyse um Rascovsky und Enrique Pichon-Rivière und machte ab 1940 ihre Lehranalyse bei Celes Ernesto Cárcamo. 1946 wurde sie außerordentliches, 1950 ordentliches Mitglied der Asociación Psicoanalítica Argentina (APA).
1946 beteiligte sie sich an der Einrichtung der ersten psychoanalytisch orientierten psychiatrischen Abteilung für Jugendliche am Hospicio de las Mercedes, die von Pichon-Rivière geleitet wurde. Seit 1954 war Luisa Alvarez de Toledo Lehranalytikerin der APA, wo sie auch verschiedene Leitungsfunktionen ausübte, als Vorstandssekretärin, Schatzmeisterin und von 1956 bis 1957 als Präsidentin. Zwischen 1955 und 1958 bot sie regelmäßig Seminare und Supervisionen in Montevideo an und leistete damit einen Beitrag zum Aufbau der Asociación Psicoanalítica del Uruguay.
Als ein Klassiker der psychoanalytischen Literatur gilt ihr Aufsatz El análisis del "asociar", del "interpretar" y las "palabras" über das Assoziieren, Interpretieren und die Worte. Darin richtete sie die Aufmerksamkeit auf die Sprache als Gegenstand der Psychoanalyse und zeigte u. a., dass sich im Akt des Sprechens an sich, losgelöst vom Inhalt der Worte, libidinöse Befriedigung realisiert. Die Worte werden dann nicht in ihrer symbolischen Bedeutung erlebt, sondern als Objekte der Belohnung oder Agression. (Artikelanfang)
Die in São Paulo geborene Psychoanalytikerin Lygia Alcântara do Amaral stammte aus einer Familie der brasilianischen Kaffeearistokratie. Ihre Eltern, José Proença de Alcântara und Maria Pimenta de Alcântara, legten großen Wert auf die Bildung ihrer Töchter. Nach Abschluss einer Lehrerinnenausbildung begann Lygia Alcântara 1932 wie ihre Schwester eine Ausbildung zur Gesundheitspädagogin an dem von Geraldo de Paula Souza geleiteten Instituto de Higiene in São Paulo. Hier lernte sie Durval Marcondes und die Psychoanalyse kennen, machte 1937 ihren Abschluss in Marcondes' Serviço de Higiene Mental Escolar und wurde Mitarbeiterin an der von Marcondes 1938 gegründeten Clínica de Orientação Infantil.
1945 schloss sich Lygia Amaral der Grupo psicanalítico de São Paulo an. Sie absolvierte eine Lehranalyse bei Adelheid Koch und gehörte zu den ersten Mitgliedern der Sociedade Brasileira de Psicanálise de São Paulo (SBPSP). 1951 reiste sie - begleitet von ihrem Ehemann - für sechs Monate zur psychoanalytischen Weiterbildung nach London. Sie besuchte Seminare von Melanie Klein, Anna Freud und John Bowlby, nahm an Esther Bicks Seminar für Kinderbeobachtung teil und ließ ihre Fälle von Hanna Segal supervidieren. Lygia Amaral machte weitere Analysen bei Frank Philips und Wilfred Bion (während dessen Brasilien-Aufenthalts 1979) - beides Kleinianer.
Lygia Amaral war wie Virginia Bicudo eine Pionierin der Kinderpsychoanalyse in Brasilien. Seit 1959 Lehranalytikerin der SBPSP, setzte sie sich besonders für die Ausbildung von Kinderanalytiker:innen ein und leitete 1978 das erste Seminar zur Kinderpsychoanalyse auf der Grundlage des Ansatzes von Melanie Klein. In der zweiten Hälfte der 1950er Jahre lehrte sie außerdem Klinische Psychologie an der Universität von São Paulo. (Artikelanfang)
Die brasilianische Psychoanalytikerin Judith Seixas Teixeira de Carvalho Andreucci wurde in Santos geboren, ihre Mutter Noemia Seixas war Pianistin, ihr Vater Aurélio Teixeira de Carvalho Arzt. Im Alter von 19 Jahren heiratete sie den Arzt Newton Luiz Andreucci.
Judith Andreucci absolvierte am Instituto de Higiene in São Paulo eine Ausbildung zur Gesundheitspädagogin, bevor sie Philosophie und Psychologie (bei Anita Cabral) an der Universidade de São Paulo (USP) studierte. Wie Virgínia Bicudo und Lygia Alcântara Amaral war Judith Andreucci Mitarbeiterin der Clínica de Orientação infantil, der ersten kinderpsychotherapeutischen Einrichtung in Lateinamerika, die 1938 von dem brasilianischen Psychoanalytiker Durval Marcondes gegründet worden war und aus der später das Departemento de Psicologia Clínica der USP hervorging.
Ihre psychoanalytische Ausbildung begann Judith Andreucci mit einer Analyse bei Adelheid Koch, eine weitere folgte bei Frank Philips, der von Melanie Klein und Wilfred Bion analysiert worden war. Seit 1959 gehörte Judith Andreucci dem Lehrinstitut der Sociedade Brasileira de Psicanálise de São Paulo (SBPSP) an, wo sie als Professorin, Lehranalytikerin und Supervisorin tätig war. Von 1977 bis 1979 amtierte sie auch als Schatzmeisterin der überregionalen Associaçâo Brasileira de Psicanàlise. Zu ihren Analysanden zählte u. a. der Theologe und Psychoanalytiker Rubem Alves, der einen poetischen Nachruf auf Judith Andreucci verfasste, die selbst auch Gedichte schrieb. (Artikelanfang)
Die brasilianische Ärztin und Psychoanalytikerin Zenaira Benicio de Souza Aranha wurde in Porto Alegre, Rio Grande do Sul, als Tochter von Adalberto Egidio de Souza Aranha und Aracy Benício de Souza Aranha geboren. 1939 heiratete sie den Arzt Virgilio Mauro Miguel Pereira (1914-1961) und hatte drei Kinder.
Sie spezialisierte sich als Psychiaterin und war in den 1940er Jahren beim Serviço Nacional de Doenças Mentais (SNDM) tätig. 1949 begann sie eine Lehranalyse bei Werner Kemper, der ein Jahr zuvor als Lehranalytiker aus Berlin nach Rio de Janeiro gekommen war. Sie wurde Mitglied des von Werner Kemper und seinen Analysand:innen gegründeten Centro de Estudos Psicanalíticos do Rio de Janeiro, das 1953 als Studiengruppe und 1955 als Sociedade Psicanálitica do Rio de Janeiro (SPRJ) von der Internationalen Psychoanalytischen Vereinigung (IPV) anerkannt wurde.
1958 trat Zenaira Aranha aus der SPRJ aus und beteiligte sich am Aufbau der 1959 von der IPV anerkannten Sociedade Brasileira de Psicanálise do Rio de Janeiro (SBPRJ). Sie war Lehranalytikerin, Supervisorin und Direktorin des Lehrinstituts der SBPRJ und von 1970 bis 1972 deren Präsidentin. Zu ihren Lehranalysand:innen gehörte unter anderen Helena Besserman Vianna.
Die mexikanische Psychologin und Psychoanalytikerin Lore Miren Aresti de la Torre wurde in Caracas, Venezuela, geboren. Mit zwanzig Jahren kam sie nach Mexiko und studierte Psychologie und Politik an der Universidad Nacional Autónoma de México (UNAM). In den 1970er Jahren absolvierte sie eine fünfjährige psychoanalytische Ausbildung bei dem 1971 (offiziell 1974) gegründeten Circulo Psicoanalítico Mexicano (CPM). Der CPM vertritt die christlich geprägte personalistisch-philosophische Tiefenpsychologie von Igor Caruso.
1974 war Lore Aresti Gründungsmitglied der Universidad Autónoma Metropolitana-Xochimilco (UAM-X) in Mexiko-Stadt, wo sie seitdem lehrt und forscht. Seit Ende der 1970er Jahre engagiert sie sich in der feministischen Bewegung. Neben ihrer Tätigkeit als Psychotherapeutin veranstaltet sie Kurse und Workshops und nimmt an mexikanischen und internationalen Konferenzen und Fernsehdebatten teil. Ihre Schwerpunkte sind Ethik und Sexualität, sexuelle Gewalt gegen Frauen sowie der Sterbeprozess. Zu ihren neueren Forschungsprojekten an der UAM-X gehört die psychoneuroimmunologische Untersuchung des Phänomens HIV/AIDS (Influencia de las variantes biomédicas y psicosociales en torno al fenómeno del VIH/SIDA).
Lore Aresti ist Mutter von fünf Söhnen und ist seit 1994 mit dem Psychotherapeuten Carlos (Charles) Anderson verheiratet. (Artikelanfang)
Die chilenische Psychoanalytikerin Ximena Artaza Muñoz wurde in Viña del Mar geboren. Sie schloss 1957 ihr Studium der Psychologie an der Universidad de Chile ab. Wie Erika Bondiek und Ruth Riesenberg gehörte sie zur ersten Generation chilenischer Psychoanalytiker:innen und war Mitglied und Lehranalytikerin der 1949 als Gesellschaft der International Psychoanalytical Association anerkannten Asociación Psicoanalítica Chilena (APCh).
1953 heiratete sie den Psychoanalytiker Carlos Whiting d'Andurain (1918-1982), einen der Gründer der APCh. Beide reisten regelmäßig zur Supervision und psychoanalytischen Fortbildung nach Buenos Aires. Als eine der ersten in Chile spezialisierte sich Ximena Artaza als Kinderpsychoanalytikerin und verfasste 1959 eine bislang unveröffentlichte Arbeit: Manifestaciones del conflicto oral en el análisis de una niña de dos años y medio de edad [Manifestationen des oralen Konflikts in der Analyse eines 2 1/2-jährigen Mädchens]. Im Unterschied zu vielen APCh-Mitgliedern, die zwischen 1961 und 1971 nach Europa oder in die USA emigrierten, blieben Ximena Artaza und Carlos Whiting in Chile und trugen die Ausbildung der nächsten Generation chilenischer Psychoanalytiker mit. Ximena Artaza Muñoz war von 1977 bis 1982 Präsidentin der APCh. (Artikelanfang)
Maria Luiza Teixeira de Assumpção wurde in Rio de Janeiro geboren. Sie studierte an der Universidade Federal do Rio de Janeiro von 1951 bis 1954 Klassische Literatur, spezialisierte sich dann auf Brasilianische Literatur und schloss 1955 mit einem Bachelor ab. 1959 erwarb sie den Postgraduierten-Abschluss in Erziehungsberatung an der Faculdade Fluminense de Filosofia, heute Universidade Federal Fluminense, wo sie ab 1963 dieses Fach lehrte. 1961 heiratete sie den aus Italien stammenden und 1947 nach Brasilien eingewanderten Franco Lo Presti Seminerio (1923-2003), der wie sie zunächst Literatur studiert hatte, dann auf Erziehungsberatung und Psychologie umsattelte und Professor für Angewandte Psychologie wurde.
Von 1964 bis 1968 studierte Maria Luiza Teixeira de Assumpção Lo Presti Seminerio Psychologie an der Universidade Federal do Rio de Janeiro (UFRJ) und begann dort 1971 ihre Lehrtätigkeit am Psychologischen Institut. Von 1962 bis 1970 leitete sie den psychologischen Dienst der psychiatrischen Abteilung am Universitätskrankenhaus Gaffrée Guinle. Nach einem Masterstudium der Klinischen Psychologie (1969-1972) gehörte sie zu den ersten Psychologinnen, die Mitte der 1970er Jahre in diesem Fach promovierten. Von 1970 bis 1977 absolvierte sie ihre psychoanalytische Ausbildung an dem von Iracy Doyle gegründeten Instituto de Medicina Psicológica, das 1974 in Sociedade de Psicanálise Iracy Doyle umbenannt wurde.
1977 übernahm Maria Luiza Assumpção Seminerio als ordentliche Professorin die Leitung des Master-Kurses am Instituto de Seleção e Orientação Profissional (ISOP) der Fundação Getulio Vargas. Nach der Schließung des ISOP im Jahr 1990 wurde der Master- und Promotionsstudiengang vom Psychologischen Institut der UFRJ übernommen, wo sie weiterhin als Professorin lehrte.
Einen Schwerpunkt ihrer Publikationen bildet die interdisziplinäre Forschung zur Psychoanalyse und Literatur, wobei sie besonders Leben und Werk von Machado de Assis beleuchtete, der als die wichtigste Figur der brasilianischen Literatur gilt. (Artikelanfang)
Die in Frankreich geborene Madeleine (Madé) Louise Coldefy, Tochter eines Professors und einer Lehrerin, schloss 1941 ihr Studium der Altphilologie an der Universität in Toulouse ab. 1943 heiratete sie Willy Baranger (1922-1994), französischer Psychoanalytiker und Professor für Philosophie, und ging 1946 mit ihm nach Argentinien (Abb.). Madeleine Baranger absolvierte in Buenos Aires eine psychoanalytische Ausbildung und spezialisierte sich zunächst auf die Kinderanalyse. Sie war seit 1959 Mitglied der Asociación Psicoanalítica Argentina (APA) und eine Anhängerin der Theorien Melanie Kleins.
Von 1954 bis 1965 lebten Madeleine und Willy Baranger in Montevideo, wo sie 1955 die Asociación Psicoanalítica del Uruguay und ein Jahr später die Zeitschrift Revista Uruguaya de Psicoanálisis mit ins Leben riefen. Von 1955 bis 1964 war sie Direktorin des Instituto de Psicoanálisis de Montevideo. 1966 kehrte Madeleine Baranger mit ihrem Mann nach Buenos Aires zurück und ist dort als Lehranalytikerin und Supervisorin der APA tätig.
Madeleine und Willy Baranger verbanden die kleinianische Analyse mit der Gestaltpsychologie und führten 1961/62 den Feldbegriff in die Psychoanalyse ein: Danach bildet die analytische Situation ein dynamisches bipersonales Feld aus den wechselseitigen projektiven Identifizierungen von Analytiker und Analysand und ihren gemeinsamen Phantasien. In ihrem bekanntesten Aufsatz La mente del analista. De la escucha a la interpretación [Geistige Arbeit des Analytikers. Vom Zuhören zum Deuten] beschreibt Madeleine Baranger die Deutungsarbeit des Analytikers und die Blockaden, die auf dem bipersonalen Feld durch eine unbewusste Kollusion von Analytiker und Analysand entstehen. Solche von den Barangers als "Bastionen" bezeichneten Widerstände erfordern Deutungen, die sich nicht auf den Innenraum des Patienten, sondern auf das intersubjektive Feld beziehen.
Madeleine und Willy Barangers wichtigste Arbeiten sind in den Bänden Problemas del campo psicoanalitíco (1969) und The Work of Confluence. Listening and Interpreting in the Psychoanalytic Field (2009) versammelt. 1996 gehörte Madeleine Baranger zu den Preisträgern des Premio Konex für Psychoanalyse, und 2008 erhielt sie den Sigourney Award für ihre Leistungen auf dem Gebiet der Psychoanalyse. (Artikelanfang)
Raquel Berman ist eine mexikanische Psychoanalytikerin polnisch-jüdischer Herkunft. Während des Zweiten Weltkriegs emigrierte ihr Vater Wolf Goldberg mit seiner Frau Hermine Israeler und den Töchtern Lea und Raquel sowie weiteren Familienmitgliedern von Bielsko in Polen über Litauen, die Sowjetunion, Korea und Japan schließlich nach Mexiko. Raquel Bermans Ehemann, der Ingenieur Enrique Berman (1915-1994), stammte ebenfalls aus Polen und konnte sich in Mexiko als Unternehmer etablieren. Eines ihrer vier Kinder ist die 1955 geborene Schriftstellerin und Regisseurin Sabina Berman. Raquel Bermans Schwester Lea Goldberg war ebenfalls Psychoanalytikerin.
Raquel Berman studierte Psychologie und spezialisierte sich auf Kriminologe, bevor sie eine psychoanalytische Ausbildung bei der Asociación Psicoanalítica Mexicana (APM) begann. Als nicht-medizinische Kandidatin wurde sie 1960 von der Ausbildung in der von Ärzten dominierten APM ausgeschlossen und gründete 1965 gemeinsam mit sechs anderen Kandidatinnen, überwiegend Psychologinnen, die Asociación Mexicana de Psicoterapia, ab 1973 Asociación Mexicana de Psicoterapia Psicoanalítica (AMPP). Vor allem dank Raquel Bermans langjährigen Bemühungen als AMPP-IPA-Unterhändlerin wurde die AMPP 2010 unter dem Namen Asociación Mexicana para la Práctica, Investigación y Enseñanza del Psicoanálisis (AMPIEP) von der International Psychoanalytical Association (IPA) als Component Society anerkannt. Raquel Berman war Präsidentin der AMPIEP und Direktorin des AMPIEP-Lehrinstituts Instituto Sigmund Freud in Mexiko-Stadt.
Gemeinsam mit ihrer Kollegin Gloria Roel verfasste sie eine Reihe psychoanalytischer Arbeiten zu historischen Themen und Fragen der Weiblichkeit und initiierte 1980 ein zehnjähriges Forschungsprojekt über die Auswirkung von Scheidungen auf Kinder. Nach dem Erdbeben in Mexiko-Stadt 1985 leiteten Raquel Berman und Gloria Roel im Rahmen der AMPP ein Kriseninterventionsprogramm mit 14 psychotherapeutischen Gruppen. Raquel Berman stiftete 2016 den "Premio Raquel Berman a la resiliencia femenina" und leitete ein vom mexikanischen Erziehungsministerium gefördertes Pilotprojekt zur Prävention und Intervention bei Teenagerschwangerschaften. (Artikelanfang)
Die brasilianische Psychoanalytikerin Inês Besouchet wurde in Quatro Irmãos, Rio Grande do Sul, geboren. Sie war die jüngste Tochter des Lehrers Júlio Itkis und seiner Frau Rebeca, beide russisch-jüdische Einwanderer. Wie ihre Schwestern Sophia Itkis Goldman und Felícia Itkis Schechter war sie in den 1930er Jahren ein aktives Mitglied der Partido Comunista Brasileiro (PCB). 1932 lernte sie Marino Bomílcar Besouchet (1907-1965) kennen, der damals ein wichtiger Funktionär der PCB war, und heiratete ihn. Als sie wegen ihrer trotzkistischen Ausrichtung 1935 aus der PCB ausgeschlossen wurden, traten Inês und Marino Besouchet in die trotzkistische Liga Comunista Internationalista ein.
Wegen der antikommunistischen Politik unter Getúlio Vargas flohen sie 1937 nach Bolivien, 1939 weiter nach Buenos Aires, kehrten jedoch 1940 wieder nach Rio de Janeiro zurück. Inês Besouchet arbeitete mehrere Jahre als Psychologin am Instituto Nacional de Estudos Pedagógicos (INEP) sowie in leitender Funktion am Instituto de Seleção e Orientação Profissional (ISOP), bevor sie 1949 eine Lehranalyse bei dem aus Deutschland stammenden Werner Kemper begann. Ende der 1950er Jahre folgte eine weitere Analyse in Frankreich mit Sacha Nacht von der Société Psychanalytique de Paris. 1955 wurde Inês Besouchet außerordentliches Mitglied der Sociedade Psicanalítica do Rio de Janeiro (SPRJ), zu deren Gründer:innen sie 1953 zählte, neben Werner Kemper, Anna Kattrin Kemper, Fábio Leite Lobo, Gerson Borsoi, Inaura Carneiro Leão und anderen. Seit 1958 war sie ordentliches Mitglied und seit 1965 Lehranalytikerin der SBRJ.
Konfrontiert mit dem Problem, dass Psycholog:innen nicht zur psychoanalytischen Ausbildung zugelassen wurden, schuf Inês Besouchet gemeinsam mit Wilson Chebabi und anderen Anfang der 1970er Jahre einen neuen Ansatz zur klinischen Ausbildung, den sie Antropologia Clínica nannten. Sie gründeten das Centro de Estudos de Antropologia Clínica (CESAC) und erreichten 1972, dass die Vermittlung psychoanalytischer Theorie und Praxis am CESAC von der Pontifícia Universidade Católica do Rio de Janeiro als Postgraduiertenstudium für Psychologen anerkannt wurde.
Inês Besouchet zeichnete sich weniger durch theoretische Beiträge aus als durch ihr institutionelles Engagement und ihre Qualitäten als Klinikerin. Zu ihren Analysand:innen gehörten u. a. die Schriftstellerin Clarice Lispector und der Sänger und Liedermacher Caetano Veloso. 1991 erlag sie in Rio de Janeiro einem Herzleiden. (Artikelanfang)
Die in Rio de Janeiro geborene brasilianische Psychoanalytikerin Helena Celinia Besserman stammte von polnisch-jüdischen Einwanderern ab. Sie trat mit 16 Jahren der Partido Comunista Brasileiro bei, der sie bis 1968 angehörte, und engagierte sich gegen Faschismus und die Militärdiktatur. Sie studierte in den 1950er Jahren Medizin und heiratete den Arzt Luís Guilherme Vianna, mit dem sie drei Söhne - Sérgio, Cláudio ("Bussunda") und Marcos - hatte. Ihre psychoanalytische Ausbildung erhielt Helena Besserman Vianna bei Zenaira Aranha in Rio de Janeiro und bei André Green in Paris. 1970 wurde sie außerordentliches und 1976 ordentliches Mitglied der Sociedade Brasileira de Psicanálise do Rio de Janeiro (SBPRJ).
Bekannt wurde Helena Besserman Vianna durch ihre Rolle im Fall Cabernite-Lobo: Leão Cabernite, Präsident der Sociedade Psicanálitica do Rio de Janeiro (SPRJ), hatte Anfang der 1970er Jahre während der Militärdiktatur Amílcar Lobo Moreira, einen Stabsarzt der Militärpolizei, zur Lehranalyse angenommen. Lobo Moreira wurde von einer Untergrundzeitschrift als Folterer im Dienst des Regimes beschuldigt, und Helena Besserman Vianna machte mit Hilfe von Marie Langer die Affäre publik. Der damalige Präsident der IPA, Serge Lebovici, stellte sich hinter Cabernite und wies die Anschuldigung zurück. Das trug Helena Bessermann Vianna nicht nur berufliche Schwierigkeiten und eine öffentliche Rüge der SBPRJ ein, sie wurde außerdem von der politischen Polizei verhört und Opfer eines Mordanschlags. Erst in den 1980er Jahren wurde sie rehabilitiert, als sich die Vorwürfe gegen Lobo erhärteten, und 2000 erhielt sie die Medalha Chico Mendes de Resistência der brasilianischen NGO Grupo Tortura Nunca Mais.
In ihrem Buch Não conte a ninguém [Sag es niemandem] berichtete Besserman Vianna, die auch Mitglied der International Society for the History of Psychiatry and Psychoanalysis war, ausführlich über den Fall Lobo-Cabernite und die Haltung der psychoanalytischen Organisationen angesichts von Diktatur und Folterung. Sie verfasste außerdem zusammen mit Teresa Pinheiro das Buch As bases do amor materno zum Leben und Werk von Margarethe Hilferding, dem ersten weiblichen Mitglied der WPV. (Artikelanfang)
Virgínia Leone Bicudo, eine Pionierin der brasilianischen Psychoanalyse, kam in São Paulo zur Welt. Ihre Mutter Giovanna (Joaninha) Leone war die Tochter italienischer Einwanderer, ihr Vater Theophilo Bicudo, ein Postbeamter, war der Sohn einer freigelassenen afrobrasilianischen Sklavin. Nachdem Virginia Bicudo 1930 ihr Lehrerinnen-Examen abgelegt hatte, absolvierte sie bis 1932 am Instituto de Higiene e Saúde Pública in São Paulo eine Ausbildung zur Gesundheitspädagogin. Danach studierte sie Sozialwissenschaften an der Escola de Sociologia e Política der Universität São Paulo und schrieb 1945 ihre Abschlussarbeit über Rassismus bei Farbigen. Als Durval Marcondes, der Gründer der Sociedade Brasileira de Psicanálise, den 1939 eingerichteten ersten Lehrstuhl für Psychoanalyse an der Escola Livre de Sociologia e Política erhielt, wurde sie 1941 seine Assistentin.
Wie Marcondes zählte sie 1937 zu den ersten Lehranalysand:innen der nach Brasilien emigrierten deutschen Psychoanalytikerin Adelheid Koch. 1944 gehörte sie als einziges nicht medizinisch ausgebildetes Mitglied der Grupo Psicanalítico do São Paulo zu den Initiator:innen der Sociedade Brasileira de Psicanálise de São Paulo (SBPSP). 1945 wurde sie ordentliches Mitglied und 1955 Lehranalytikerin der SBPSP.
Nach einer weiteren Analyse Anfang der 1950er Jahre bei dem Kleinianer Frank Philips ging sie 1955 nach London, um sich bei der British Psychoanalytical Society und an der Tavistock Clinic weiterzubilden. 1960 kehrte sie nach Brasilien zurück und wurde dort eine einflussreiche Vertreterin der Schule Melanie Kleins.
Von 1962 bis 1975 war Virgínia Bicudo Direktorin des Instituto de Psicanálise de São Paulo, wo sie für die Aufnahme der Kinderanalyse in das Ausbildungsprogramm sorgte und sich dafür einsetzte, dass auch Laienanalytiker:innen in der SBPSP ausgebildet wurden. Sie war 1967 Mitgründerin der Zeitschrift Revista Brasileira de Psicanálise, deren Redaktion sie bis 1979 angehörte. Als eine der ersten farbigen Universitätsprofessor:innen Brasiliens lehrte sie Psychologie an der Faculdade de Filosofia und der Escola Livre de Sociologia e Política der Universität São Paulo sowie an der Faculdade de Ciências Médicas da Santa Casa de Misericórdia de São Paulo.
In den 1970er Jahren organisierte Virgínia Leone Bicudo die Grupo de Estudos Psicanáliticos de Brasilia (GEPB), die als Sociedade de Psicanálise de Brasília (SPB) 1999 provisorisch und 2004 als Vollmitglied von der IPA anerkannt wurde. Das Lehrinstitut der SPB wurde nach ihr benannt: Instituto de Psicanálise Virgínia Leone. (Artikelanfang)
Die argentinische Psychoanalytikerin Lily (auch Lili) S. de Bleger stammte aus einer jüdischen Familie in La Banda, Santiago del Estero, wo ihr Vater eine Buchhandlung besaß. Während ihres Medizinstudiums in Rosario lernte sie ihren Mann José Bleger (1922-1972) kennen, den in Ceres, Santa Fe, geborenen Sohn russisch-jüdischer Einwanderer. Nach ihrer Heirat zogen beide um 1947 nach La Banda, wo José Bleger als Neurologe und Psychiater und Lily Bleger als Gynäkologin praktizierten, bis sie sich 1954 mit ihren Kindern Juana und Leopoldo in Buenos Aires niederließen.
Wie ihr Mann absolvierte Lily Bleger eine psychoanalytische Ausbildung am Instituto Psicoanalítico de Buenos Aires und wurde ordentliches Mitglied der Asociación Psicoanalítica Argentina (APA). In den 1960er Jahren gehörte sie dem Diagnostik-Team der APA-eigenen Clínica Psicoanalítica "Dr. Enrique Racker" an. Ihr Sohn Leopoldo Bleger wurde später ebenfalls Psychoanalytiker.
Lily Bleger zählt zu den argentinischen Pionier:innen auf dem Gebiet der Psychologie des Krebses. Ihre klinischen Erfahrungen mit dieser Krankheit beschreibt sie in ihrem Beitrag El paciente y el cáncer. Darin hebt sie hervor, dass die Krebsdiagnose die Persönlichkeitsstruktur des Menschen verändert, sein Gefühl von Identität, indem sie ihm keine Zukunft lässt. (Artikelanfang)
Silvia Bleichmar wurde in Bahía Blanca in Argentinien geboren, ihr Vater, der Unternehmer Salomón Bleichmar, stammte aus einer jüdisch-kastilischen Familie. Ihr älterer Bruder Hugo Bleichmar wurde ebenfalls Psychoanalytiker. Sie war zweimal verheiratet und Mutter dreier Kinder.
Silvia Bleichmar studierte Soziologie und Psychologie an der Universidad de Buenos Aires. Nach dem Militärputsch 1976 verließ sie Argentinien und emigrierte nach Mexiko. Sie spezialisierte sich auf die Kinderpsychoanalyse und promovierte 1983 an der Universität Paris-VII bei Jean Laplanche, dem "freudianischsten Lacanianer". Ihre Doktorarbeit erschien 1985 unter dem Titel Aux origines du sujet psychique dans la clinique psychanalytique de l'enfant.
Silvia Bleichmar machte die Psychoanalytiker:innen in Mexiko mit den Schriften der französischen Psychoanalyse bekannt, die sie in ihrer seit 1981 erscheinenden Zeitschrift Trabajo del Psicoanálisis veröffentlichte. 1986 kehrte sie wieder nach Argentinien zurück. Sie lehrte an den wichtigsten Universitäten Argentiniens, Mexikos, Brasiliens, Frankreichs und Spaniens, zu ihren außeruniversitären Aktivitäten zählte u. a. die Leitung eines UNICEF-Projekts zur Unterstützung traumatisierter Kinder nach dem schweren Erdbeben 1985 in Mexiko.
Silvia Bleichmar entwickelte verschiedene innovative psychoanalytische Konzepte, darunter das des "narcisismo trasvasante" [transvadierender, umgießender Narzissmus] als die Fähigkeit (der Mutter), den anderen (das Kind) libidinös zu besetzen, sich mit ihm zu identifizieren bei gleichzeitiger Anerkennung der Differenz. Dieser in der Objektliebe enthaltene Narzissmus, der sich nicht auf Spiegelung reduzieren lässt, bildet nach Bleichmar eine wichtige Voraussetzung für die Entwicklung von Ethik und Moral in der Kindheit.
Eines ihrer letzten Bücher widmete sie dem Paradox der Männlichkeit, das ihr zufolge darin besteht, dass der Mann zum Mann wird, indem er notwendig die homosexuelle Phantasie, penetriert zu werden, durchqueren muss.
Silvia Bleichmar, die 2006 den Premio Konex de Platino für Psychologie erhielt, starb im Alter von 62 Jahren an Krebs. (Artikelanfang)
Die chilenische Kinderanalytikerin Erika Bondiek wurde im preußischen (heute polnischen) Ostrowo geboren. Sie war die älteste Tochter des Richters Erik Bondiek und seiner Frau Marie Rukser. Gemeinsam mit ihrer Schwester Christa studierte sie in München Medizin. 1939 promovierte sie zum Dr. med. und absolvierte danach ihre psychiatrische Facharztausbildung in Berlin sowie bei Henry Bunker in der Schweiz.
Unter dem Eindruck des Nationalsozialismus in Deutschland entschloss sich Erika Bondiek zusammen mit ihrem Onkel Udo Rukser, der mit einer Jüdin verheiratet war, nach Chile zu emigrieren, wo sie sich 1939 in Quillota niederließen. Bald nach ihrer Ankunft lernte sie den aus Antofagasta stammenden Arzt und Senator Leonardo Guzmán Cortés (1890-1971) kennen, dessen zweite Frau sie 1940 wurde. Aus ihrer Ehe gingen die beiden Söhne Leonardo und Sergio hervor.
Nach der Anerkennung ihres Titels 1947 setzte Erika Guzmán ihre psychiatrische Ausbildung an der Clínica Psiquiátrica Universitaria in Santiago bei dem Psychoanalytiker Ignacio Matte Blanco fort. Dort leitete sie die erste psychoanalytische Gruppe für Kinder, an der auch Ximena Artaza, Ruth Riesenberg und Enrique Rosenblat teilnahmen. Aus diesem Projekt gingen die ersten chilenischen Arbeiten zur Kinderanalyse hervor.
Erika Bondiek de Guzmán war Mitglied und Lehranalytikerin der Asociación Psicoanalítica Chilena (APCh), wo sie ab 1955 verschiedene Ämter innehatte, so als Direktorin des Instituto de Psicoanálisis und von 1961 bis 1963 als Präsidentin der APCh.
Mehrmals reiste sie nach London, um sich bei der British Psychoanalytical Society weiterzubilden und an Seminaren von Melanie Klein und Hanna Segal teilzunehmen. Sie ließ sich von Herbert Rosenfeld analysieren und lernte bei Esther Bick die Methode der Kinderbeobachtung, die sie dann in der APCh einführte. Zu ihren Analysandinnen zählten in den 1970er Jahren Liliana Pualuán, Elena Castro und Carmen Noemi. (Artikelanfang)
Ruth Ramírez Castañeda wurde in Mexiko-Stadt geboren als Tochter des Richters Francisco Marcelino Castañeda und der Lehrerin Natalia geb. Ramírez. Ruth Castañeda studierte Medizin an der Universidad Nacional Autónoma de México (UNAM) und heiratete 1944 ihren Kommilitonen Santiago Ramírez (1921-1989). Sie hatten einen Sohn, Santiago Ramírez Castañeda (*1945), der ein bedeutender mexikanischer Philosoph werden sollte, und eine Tochter, Elisa Ramírez (*1947).
Wie Santiago Ramírez erhielt Ruth Ramírez Castañeda ihre psychoanalytische Ausbildung Ende der 1940er / Anfang der 1950er Jahre bei der Asociación Psicoanalítica Argentina (APA) in Buenos Aires. Nach ihrer Rückkehr 1952 nach Mexiko gehörten beide der Grupo Mexicano de Estudios Psicoanalíticos an, die 1955 als Studiengruppe von der IPA anerkannt wurde und aus der 1957 die Asociación Psicoanalítica Mexicana (APM) hervorging. Ruth Castañeda verließ früh die Studiengruppe, wurde dann aber außerordentliches Mitglied der APM. Wie ihr Mann, der leitende Funktionen in der mexikanischen Vereinigung einnahm, bildete sie dreißig Jahre lang Psychoanalytiker:innen in Mexiko aus.
Ruth Ramírez Castañeda verfasste Rezensionen für die Revista de Psicoanálisis und übersetzte psychoanalytische Aufsätze aus englischsprachigen Zeitschriften sowie (mit Santiago Ramírez) das Buch Psicoanálisis: Aspectos prácticos y teóricos von Lawrence S. Kubie. Gegen Ende der 1970er Jahre zogen Ruth und Santiago Ramírez nach Cuernavaca. (Artikelanfang)
Die in Rio de Janeiro geborene Iracy Doyle vertrat in Brasilien die kulturalistische Schule von Erich Fromm, Karen Horney und Harry Stack Sullivan. Sie studierte von 1928 bis 1935 an der medizinischen Fakultät der Universidade do Brasil und arbeitete während dieser Zeit als Grundschullehrerin. Ihr Interesse galt besonders den Problemen von Kindern, sie belegte 1929 einen Kursus in der Clínica Pediátrica Médica e Higiene Infantil, den die Policlínica de Botafogo anbot, und war in den 1930er Jahren Mitglied der Conferência Nacional de Proteção à Infância.
Ihre Postgraduierten-Ausbildung erhielt Iracy Doyle an der Johns Hopkins Medical School in Baltimore, wo sie sich bei Leo Kanner und Adolf Meyer in der Kinder- und Jugendlichenpsychiatrie spezialisierte. Anfang der 1940er Jahre kehrte sie nach Brasilien zurück und gründete 1943 die Clínica de Repouso da Tijuca nach dem Vorbild der Menninger-Klinik in Topeka. 1946 ging sie wieder in die USA, um am William Alanson White Institute (WAWI) in New York eine psychoanalytische Ausbildung zu machen. Ihr Lehranalytiker war Meyer Maskin, ihre Supervisorin Clara Thompson.
1949 nach Brasilien zurückgekehrt, praktizierte sie als niedergelassene Psychoanalytikerin und war Dozentin für Psychiatrie an der Universidade do Brasil. Iracy Doyle war eine der ersten Kinderanalytikerinnen in Brasilien. Zu ihren Lehranalysanden zählten Horus Vital Brasil und Hélio Pellegrino (der nach ihrem Tod seine Analyse bei Kattrin Kemper fortsetzte). 1952 bzw. offiziell 1953 gründete sie in Rio de Janeiro gemeinsam mit ihrem Bruder Américo Doyle Ferreira, Henrique de Novaes Filho und Margarida Reno nach dem Vorbild des WAWI das Instituto de Medicina Psicológica (IMP), dem Iracy Doyle als Direktorin vorstand. Aus dem IMP ging 1974 die erste Sociedade de Psicanálise Iracy Doyle (SPID) hervor.
Iracy Doyle veröffentlichte vier Bücher, darunter Introdução à medicina psicológica, eine Einführung in die psychoanalytisch orientierte Psychiatrie, und ungefähr sechsunddreißig Aufsätze in internationalen Fachzeitschriften. Außerdem übersetzte sie Erich Fromms Psychoanalysis and Religion ins Portugiesische. 1956 bewarb sie sich mit einer Arbeit über weibliche Homosexualität, Contribuição ao estudo da homossexualidade feminina, um den Lehrstuhl für Psychiatrie an der Universidade do Brasil. Im gleichen Jahr setzte der Tod ihrem Wirken ein vorzeitiges Ende: sie starb an einer Enzephalitis. In Portugal wurde eine Straße nach ihr benannt: die "Rua Doutora Iracy Doyle" in Cascais bei Lissabon. (Artikelanfang)
Die argentinische Psychoanalytikerin Elena Evelson stammte aus Santa Fé. Sie war Literaturprofessorin, bevor sie durch Willy Baranger und Enrique Pichon Rivière die Psychoanalyse kennenlernte und Sekretärin am Instituto Pichon Rivière in Buenos Aires wurde.
Sie absolvierte eine psychoanalytische Ausbildung bei der Asociación Psicoanalítica Argentina (APA), ihr Lehranalytiker war Heinrich Racker, Supervisor:innen waren u. a. Arminda Aberastury, José Bleger und Melanie Klein, die sie in London kennenlernte und sehr bewunderte. Elena Evelson wurde eine bekannte kleinianische Kinderanalytikerin, sie zählt zu den Pionierinnen der Kinderpsychoanalyse in Argentinien. In den 1970er Jahren gehörte sie zur Gründungsgruppe der Asociación Psicoanalítica de Buenos Aires (APdeBA), die andere Vorstellungen über das institutionelle Selbstverständnis und die Ausbildung von Kandidaten als die APA vertrat und 1977 von der IPA anerkannt wurde. Elena Evelson war Mitglied und Lehranalytikerin der APdeBA und eine gesuchte Supervisorin für Kinderanalyse.
Seit Ende der 1990er Jahre vergibt die APdeBA den Premio Elena Evelson für ausgezeichnete Leistungen auf dem Gebiet der Kinder- und Jugendlichenanalyse. (Artikelanfang)
Die uruguayische Psychoanalytikerin Mercedes Freire de Garbarino wuchs in einer patriarchalen Familie mit vier Geschwistern auf, ihr Vater war Handlungsreisender. Sie unterrichtete Zuschnitt und Nähen, studierte dann Lehramt und Kinderpsychologie und schloss 1952 ihr Studium ab. Gemeinsam mit ihrem Mann, dem Psychiater Héctor Garbarino (1918-2001), gehörte sie zu der ersten psychoanalytischen Gruppe Uruguays, die sich 1950 in Montevideo um Rodolfo Agorio gebildet hatte. 1955 war sie Gründungsmitglied der Studiengruppe, die 1961 als Asociación Psicoanalítica del Uruguay (APU) von der Internationalen Psychoanalytischen Vereinigung anerkannt wurde. 1964 zählte Mercedes Freire de Garbarino mit Héctor Garbarino und Laura Achard zu den ersten Lehranalytiker:innen der APU. Sie vertrat den kleinianischen Ansatz und setzte sich für eine stärkere Gewichtung der Kinderanalyse in der Ausbildung ein.
Angeregt durch Wilfred R. Bions Ideen zur psychoanalytischen Gruppentherapie, begannen Mercedes und Héctor Garbarino Anfang der 1960er Jahre in Montevideo mit ihrer gruppentherapeutischen Arbeit mit Kindern und Jugendlichen, zunächst in der psychiatrischen Abteilung des Vilardebó-Hospital, später auch in der Clínica Psicológica der Asignaciones Familiares und im Pedro Visca-Krankenhaus.
Mercedes und Héctor Garbarino entwickelten für die Gruppenanalyse das Konzept der "enfermedad grupal" ["group sickness", "Gruppenkrankheit"]. Dabei gingen sie von der Überlegung aus, dass aus den Interaktionen und Projektionen der Mitglieder einer Gruppe, der kranken wie der gesunden (Therapeuten), eine für diese Gruppe spezifische pathologische Struktur entsteht. Die Aufgabe jeder therapeutischen Gruppe bestehe nun darin, ihre eigene Gruppenkrankheit auszubilden, zu entwickeln und schließlich durch "insight" aufzulösen.
Gleich zu Beginn der Militärdiktatur (1973-1985) verlor Mercedes Garbarino ihre Stelle am Vilardebó-Hospital, ihre Arbeit am Lehrinstitut der APU setzte sie jedoch fort. Einen Schwerpunkt ihrer Publikationen und Vorträge in den 1990er Jahren bildete neben der Gruppentherapie das Thema der Adoleszenz. (Artikelanfang)
Die argentinische Ärztin und Psychoanalytikerin Gilberta (Gilou) Royer de García Reinoso wurde in Buenos Aires geboren. Sie war französischer Herkunft und lebte als Kind einige Jahre in Frankreich, bis ihre Familie nach Argentinien zurückkehrte. Sie studierte Mathematik an der Universidad de Buenos Aires (UBA), heiratete und bekam zwei Kinder. Sie begann ein Philosophiestudium an der UBA, wechselte dann aber zur Medizin. In den 1950er Jahren arbeitete sie im Hospital de Niños in Buenos Aires mit dem Kinderpsychoanalytiker Diego García Reinoso (1921-1987) zusammen, dem Leiter der psychiatrischen Abteilung, der später ihr Ehemann wurde.
Parallel zum Medizinstudium absolvierte sie eine psychoanalytische Ausbildung und wurde 1954 Mitglied, später Lehranalytikerin der Asociación Psicoanalítica Argentina (APA). Ihr erster Analytiker war Willy Baranger, ihre Lehranalytikerinnen waren Arminda Aberastury und Luisa Gambier de Alvarez de Toledo, ihr erster Supervisor war Enrique Pichon Rivière. Später machte sie eine weitere Analyse bei dem Lacanianer Serge Leclaire und wandte sich der Lehre Lacans zu. Als Mitglied der linken Gruppe "Plataforma" trat sie 1971 gemeinsam mit Marie Langer und anderen aus der APA aus.
In den 1970er Jahren prangerte sie die Menschenrechtsverletzungen durch die Alianza Anticomunista Argentina ("Triple A") an und musste 1976 mit ihrem Mann nach Mexiko emigrieren. Hier war Gilou García Reinoso als Beraterin im nationalen Institut für Arbeitsmedizin (Dirección de Medicina del Trabajo) tätig, bevor sie 1982 nach Argentinien zurückkam. 1984 hielt sie auf einer von der argentinischen Menschenrechtsorganisation APDH organisierten Tagung ihren Vortrag Matar la muerte über die subjektiven Grundlagen der Macht. In diesem vielzitierten Text zeigte sie, inspiriert durch die "Madres de Plaza de Mayo", wie der argentinische Staatsterror durch das Verschwinden von Menschen "den Tod tötete" und damit die Strukturierung des Subjekts in der symbolischen Ordnung bedrohte.
Gilou García Reinoso war Mitgründerin der Asociación Argentina de Psicología y Psicoterapia de Grupo, der Federación Argentina de Psiquiatras und von Médicos del Mundo Argentina; sie war Mitglied der Asociación Mexicana de Psicoterapia Grupal (AMPAG) und der Asamblea Permanente por los Derechos Humanos (APDH) sowie Ehrenmitglied des Círculo Psicoanalítico Mexicano. (Artikelanfang)
Die mexikanische Psychoanalytikerin Amapola González de Gaitán bzw. Amapola González Fernández stammte ursprünglich aus Spanien. Sie wurde in Gijón geboren, wo ihr Vater Avelino González Mallada von 1936 bis 1937 republikanischer Bürgermeister war. Nach seinem Tod im Jahr 1938 verließ ihre Mutter Florentina Fernández mit Amapola und ihrem sechs Jahre älteren Bruder Avelino Spanien und ließ sich in Mexiko nieder.
Amapola González de Gaitán studierte Chemie, übte diesen Beruf jedoch nur kurz aus, bis sie heiratete und drei Kinder bekam. Nach der Rückkehr ihres Bruders Avelino González de Gaitán aus Buenos Aires, wo er eine Ausbildung zum Lehranalytiker gemacht hatte, begann sie eine persönliche Analyse bei Santiago Ramirez und studierte Medizin. Sie absolvierte eine psychoanalytische Ausbildung und wurde Mitglied und Lehranalytikerin der 1956 von Avelino González und anderen gegründeten Asociación Psicoanalítica Mexicana (APM). Aufgrund von politischen Differenzen trennte sich Anfang der 1970er Jahre eine Gruppe von Analytiker:innen, darunter Avelino und Amapola González, von der APM und gründete 1972 die Grupo Mexicano de Estudios Psicoanalíticos, die ab 1978 den Namen Sociedad Psicoanalítica de México (SPM) führt.
Amapola González Fernández war Mitherausgeberin der seit 1980 erscheinenden Zeitschrift der SPM, Revista Gradiva. Von 1981 bis 1984 amtierte sie als Präsidentin der SPM und gehörte zu den Initiator:innen der 1979 in Guadalajara gegründeten Asociacíon Psicoanalítica Jalisciense. Sie lehrte viele Jahre an der psychologischen Fakultät der Universidad Nacional Autónoma de México (UNAM). Außerdem war sie als Übersetzerin tätig und übertrug Psychoanalysis and Moral Values [El psicoanálisis y los valores morales] von Heinz Hartmann und Basic Theory of Psychoanalysis [Teoría Básica del Psicoanálisis] von Robert Wälder ins Spanische. (Artikelanfang)
Die argentinische Kinderanalytikerin Elizabeth (Betty) Goode de Garma wurde in Paysandú in Uruguay geboren, wo ihr Vater, der englische Ingenieur Alfred Goode, als Berater einer britischen Gesellschaft tätig war. Ihre Mutter Anita Rasmussen stammte von nach Argentinien ausgewanderten Dänen ab. 1921 zog die Familie nach England, wo Betty Goode bis zu ihrer Pubertät lebte, um dann nach Argentinien zu gehen. Bereits als Kind und Jugendliche hatte sie Gesangs- und Tanzwettbewerbe gewonnen und war als Sängerin und Tänzerin ein Star der britischen Community von Buenos Aires.
Sie erteilte in Buenos Aires privaten Englischunterricht und lernte auf diese Weise in den 1930er Jahren Arnaldo Rascovsky und dessen Frau Matilde Wencelblat kennen, deren psychoanalytischer Arbeitsgruppe sie sich anschloss. 1942 begann sie eine Analyse bei Marie Langer und wurde Mitglied, später Lehranalytikerin der Asociación Psicoanalítica Argentina (APA). Nach Ende des Zweiten Weltkriegs heiratete sie den in Spanien geborenen Psychoanalytiker und APA-Mitbegründer Ángel Garma (1904-1993), von dem ihre beiden Töchter Carmen (die ebenfalls Psychoanalytikerin wurde) und Sylvia stammen.
Elizabeth Goode de Garmas Spezialgebiet war die Kinderpsychoanalyse auf der Grundlage der kleinianischen Theorie. 1944 begann sie mit Arminda Aberastury, der Begründerin der argentinischen Kinderanalyse, an der Übersetzung der Werke Melanie Kleins ins Spanische zusammenzuarbeiten. 1947 analysierte Betty Garma als erste ein Kind im Alter von 21 Monaten ("Pedrito"). Ihr Fallbericht, den sie 1949 während des IPA-Kongresses in Zürich vortrug, stieß bei Melanie Klein auf großes Interesse, die bis dahin nur ältere Kinder analysiert hatte. Neben der Analyse des damals jüngsten Kindes ist auch die erste Einrichtung einer therapeutischen Müttergruppe in Argentinien mit Betty Garmas Namen verbunden.
Zwei Jahre nach dem Tod von Aberastury gründete Betty Garma in der APA die Abteilung für Kinder- und Jugendlichenanalyse "Arminda Aberastury", wo das erste Ausbildungsprogramm für Kinderanalytiker:innen entwickelt wurde. Zu ihren weiteren Schwerpunkten zählten die Psychosomatik, wo sie sich besonders für Anorexia, gastrische Störungen und Tuberkulose interessierte, und die Geschichte der Psychoanalyse. (Artikelanfang)
Die mexikanische Psychologin und Psychoanalytikerin Eugenia Shimanovich de Hoffs wurde in Wilno (Vilnius) geboren als Tochter des jüdischen Geschäftsmanns Groim Shimanovich und seiner Frau Ida Michalowsky. Die Familie wanderte 1933 nach Mexiko aus, wo ihr Vater zu den Pionieren der aschkenasischen Gemeinde gehörte. Eugenia Shimanovich Michalowsky heiratete 1939 den Kinderarzt Morris David Hoffs (1912-1973). Ihre Tochter Lorelle Hoffs Shimanovich wurde ebenfalls Psychoanalytikerin.
Eugenia Shimanovich de Hoffs gehörte zu den ersten Studentinnen, die 1947 an der Facultad de Filosofía y Letras der Universidad Nacional Autónoma de México (UNAM) einen Master-Abschluss am neugeschaffenen Psychologie-Department erwarben. 1950 promovierte sie dort als erste Frau zum Doktor der Philosophie und lehrte danach am Departamento de Psicología.
Ihre Lehranalyse absolvierte Eugenia Hoffs bei Santiago Ramírez, dem Pionier der mexikanischen Psychoanalyse, der 1956 Mitgründer der Asociación Psicoanalítica Mexicana (APM) war. Sie wurde Mitglied der APM, wo sie damals, da sie keine medizinische Ausbildung hatte, zu den vier "Laienanalytiker:innen" zählte - neben Luis Feder, Estela Remus und Amapola González. Sie nahm dann an der UNAM ein Medizinstudium auf, das sie 1969 mit der Licenciatura abschloss.
Eugenia Shimanovich de Hoffs engagierte sich auch in der jüdischen Gemeinde von Mexiko-Stadt und war Generalsekretärin des Instituto Cultural Mexicano Israelí. (Artikelanfang)
Anna Kattrin Kemper wurde im westfälischen Brücherhof geboren als jüngstes von vier Kindern des Bergmanns Heinrich van Wickeren und seiner Frau Helene, geb. Broksiek. Nach einer haus- und landwirtschaftlichen Ausbildung arbeitete sie u. a. als Haushaltshilfe und Kinderbetreuerin, schließlich 1933 als Arzthelferin bei dem Psychoanalytiker Werner Kemper (1899-1975), den sie 1934 heiratete. Von 1936 bis 1938 ließ sie sich zur Graphologin ausbilden und war anschließend in diesem Beruf tätig. 1938, 1940 und 1943 wurden ihre drei Söhne geboren, von denen der älteste, Jochen Kemper, ebenfalls Psychoanalytiker wurde.
Eine erste therapeutische Analyse machte Anna Kattrin Kemper 1941/42 bei der Jungianerin Elisabeth Lambert. 1942 wurde Werner Kemper Leiter der Poliklinik am Deutschen Institut für Psychologische Forschung und Psychotherapie in Berlin ("Göring-Institut"), für das sie selbst ab 1941 graphologische Gutachten anfertigte. 1943 begann sie eigenen Angaben zufolge eine psychoanalytische Ausbildung am Göring-Institut und absolvierte bis 1948 eine Lehranalyse bei der Neoanalytikerin Margarete Seiff (und Harald Schultz-Hencke?). Im gleichen Jahr, kurz bevor sie mit ihrem Mann nach Brasilien auswanderte, bestätigte ihr der Neoanalytiker Harald Schultz-Hencke ihre Qualifikation als Psychoanalytikerin.
In Rio de Janeiro arbeitete Kattrin Kemper zunächst in einem Zentrum für Erziehung von Kindern und Jugendlichen. Sie beteiligte sich am Aufbau des von ihrem Mann 1951 ins Leben gerufenen Centro de Estudos Psicanalíticos und gründete 1955 gemeinsam mit Werner Kemper und anderen die Sociedade Psicanálitica do Rio de Janeiro (SPRJ). Als Zweifel an der beruflichen Qualifikation Kattrin Kempers laut wurden, bescheinigte ihr die DPV (obwohl sie die Abschlussprüfung nicht bestanden hatte) 1953 die Befähigung zur Ausübung einer psychoanalytischen Praxis, was, nach erneuten Vorwürfen, 1962 von der IPA bestätigt wurde. 1957 erhielt sie die Zulassung als Lehranalytikerin der SPRJ.
Von dieser Zeit an spielte die temperamentvolle und unkonventionelle Kattrin Kemper ("Dona Catarina"), die sich auf die Kinderanalyse spezialisierte, eine maßgebliche Rolle in der Psychoanalyse Brasiliens, während Werner Kemper 1967 nach Deutschland zurückkehrte. Sie gründete 1969 in Absprache mit Igor Caruso den tiefenpsychologischen Arbeitskreis Circulo Psicanalítico do Rio de Janeiro (CPRJ); den ersten Arbeitskreis Círculo Brasileiro de Psicologia Profunda hatten Malomar Edelweiss und Gerda Kronfeld bereits 1956 in Pelotas ins Leben gerufen. 1970 trat Kattrin Kemper offiziell aus der ihrer Meinung nach zu konservativen SPRJ aus.
Neben ihren Ausbildungsseminaren hielt Kattrin Kemper Kurse ab für Mütter und Eltern und führte Gruppentherapien mit Paaren durch. Sie legte Wert darauf, dass der Analytiker nicht nur neutraler Spiegel ist, sondern seine positiven Gegenübertragungen zum Ausdruck bringen soll. Ihr Vorgehen beschrieb sie in ihrem 1973 veröffentlichten Aufsatz über den Fall der autistischen kleinen Maria. Wie ihr Lehrer Schultz-Hencke lehnte sie die Freudsche Libidotheorie ab.
Kattrin Kemper setzte sich für die Laienanalyse ein und engagierte sich wie ihre Freundin, die brasilianische Psychoanalytikerin Helena Besserman Vianna, im linken und feministischen Spektrum, das die Militärdiktatur in Brasilien bekämpfte.
Gemeinsam mit ihrem Analysanden Hélio Pellegrino rief sie die "Psychodynamischen Treffen" ins Leben, bei denen in öffentlicher Sitzung versucht wurde, Probleme mit Hilfe der Psychoanalyse zu lösen. 1973 gründete Kattrin Kemper zusammen mit Pellegrino in Rio de Janeiro die Clinica Social de Psicanálise zur Behandlung minderbemittelter Patienten. (Artikelanfang)
Die in Berlin geborene Adelheid Lucy Koch war die Tochter von Julius Schwalbe, dem deutsch-jüdischen Arzt und Schriftleiter der Deutschen Medizinischen Wochenschrift. Trotz seiner politisch konservativen Haltung befürwortete ihr Vater das Medizinstudium von Frauen. Adelheid Schwalbe studierte während der 1920er Jahre in Berlin Medizin, schloss ihr Studium 1924 ab und promovierte 1927. 1923 heiratete sie den Rechtsanwalt Ernst Koch (1892-1984), ihre Töchter Esther und Eleonore wurden 1924 bzw. 1926 geboren.
1929 begann Adelheid Koch eine Ausbildung am Berliner Psychoanalytischen Institut. Ihre Lehranalyse machte sie bei Otto Fenichel, Kontrollanalytikerinnen waren Salomea Kempner und Therese Benedek. 1935 hielt sie ihren Aufnahmevortrag über die "Widerstandsanalyse in einer narzißtischen Neurose", sie wurde jedoch nicht mehr in die Deutsche Psychoanalytische Gesellschaft aufgenommen, sondern 1937 Direktmitglied der Internationalen Psychoanalytischen Vereinigung (IPA).
Nach Hitlers Machtübernahme und einem kurzen Aufenthalt in Palästina emigrierte Adelheid Koch 1936 mit ihrer Familie über London nach Brasilien. Mit Unterstützung Durval Marcondes, brasilianischer Psychiater und Gründer der Sociedade Brasileira de Psicanálise (SBP), begann sie 1937 in São Paulo Lehranalysen durchzuführen. Als anfangs einzige Lehranalytikerin spielte Adelheid ("Adelaide") Koch eine einflussreiche Rolle in der psychoanalytischen Bewegung Brasiliens. Sie bildete die Gründergeneration, darunter auch Marcondes, gemäß den Anforderungen der IPA aus und gründete 1944 mit ihren Analysanden die Sociedade Brasileira de Psicanálise de São Paulo (SBPSP), die 1951 als Organisation der IPA anerkannt wurde. Zu ihren Analysandinnen zählten Virginia Bicudo, Lygia Amaral und Judith Andreucci.
In ihrer theoretischen Orientierung wurde Adelheid Koch besonders von den Ideen Melanie Kleins beeinflusst, deren Seminare sie 1948 in London besuchte und von der sie sich supervidieren ließ. Sie war bis in die 1960er Jahre als Psychoanalytikerin in São Paulo tätig und starb an Speicheldrüsenkrebs. (Artikelanfang)
Gerda Kronfeld wurde in Eisenberg (Pfalz) geboren als Tochter des Textilkaufmanns Samuel Kahn und seiner Frau Frida Lubistein. Ihr Vater war Vorsitzender der jüdischen Gemeinde in Eisenberg, bevor er Deutschland verlassen musste. Gerda Kahn absolvierte in Leipzig eine Ausbildung zur Röntgen- und Labortechnikerin, die sie 1930 abschloss.
Nach Hitlers Machtübernahme emigrierte Gerda Kahn 1937 nach Brasilien. Sie arbeitete zunächst in Santa Catarina und in São Paulo, bevor sie 1938 eine Stelle am Instituto do Câncer in Porto Alegre antrat. Hier begegnete sie dem aus Österreich stammenden Psychiater Siegfried Kronfeld (1911-1986) und heiratete ihn. Sie zogen nach Pelotas, wo Gerda Kronfeld Philosophie studierte.
Anfang der 1950er Jahre lernte sie Malomar Lund Edelweiss kennen, der zu der Zeit Professor für Philosophie an der Faculdade Católica de Filosofia de Pelotas war. Beide interessierten sich für die Psychoanalyse und reisten 1954 nach Wien, um sich von Igor Caruso analysieren zu lassen und an seinen Seminaren teilzunehmen. Caruso hatte die Freudsche Psychoanalyse durch eine katholisch geprägte personalistisch-philosophische Anthropologie ergänzt und 1947 den Wiener Arbeitskreis für Tiefenpsychologie gegründet.
Zurück in Brasilien gründeten Malomar Edelweiss und Gerda Kronfeld 1956 mit Carusos Unterstützung in Pelotas, Rio Grande do Sul (RS), den ersten brasilianischen tiefenpsychologischen Arbeitskreis Círculo Brasileiro de Psicologia Profunda, der 1971 in Círculo Brasileiro de Psicanálise (CBP) umbenannt wurde. Der erste Kandidat dieses Arbeitskreises war Gerda Kronfelds Ehemann Siegfried Kronfeld, der seine Analyse bei Edelweiss in Brasilien begann und bei Igor Caruso in Wien beendete. 1963 zogen Gerda und Siegfried Kronfeld von Pelotas wieder nach Porto Alegre, RS, wo sie die Leitung des neugegründeten Círculo Psicanalítico do Rio Grande do Sul (CPRS) übernahmen. Einen weiteren tiefenpsychologischen Arbeitskreis gründete Anna Kattrin Kemper 1969 in Rio de Janeiro. (Artikelanfang)
Marie Langer, die ihr Leben der Verbindung von Psychoanalyse und Revolution widmete, kam in Wien als die jüngere von zwei Töchtern einer wohlhabenden assimilierten jüdischen Großbürgerfamilie zur Welt. Ihre Mutter Margarete geb. Hauser war Hausfrau, ihr Vater Rudolf Glas Textilfachmann und -fabrikant. Marie Lisbeth Glas besuchte von 1922 bis 1929 in Wien das private Realgymnasium für Mädchen der feministischen Sozialdemokratin Eugenie Schwarzwald, wo sie sich mit Else Pappenheim anfreundete. 1929, kurz vor der Matura, heiratete sie Friedrich Wilhelm (1902-?), von dem sie sich nach drei Jahren wieder trennte.
Marie Wilhelm begann 1929 ihr Medizinstudium an der Universität Wien. Nach einem Semester in Kiel, wo sie 1932 eine NSDAP-Veranstaltung miterlebte, trat sie der KPÖ bei, kurz bevor diese 1933 verboten wurde, und beteiligte sich am Widerstand gegen den Austrofaschismus. 1935 heiratete sie einen Parteigenossen, den Rechtsanwalt Josef Herbert Manowil [auch Manovil] (1906-1937). 1934 begann sie eine Analyse bei Richard Sterba, die 1935 als Lehranalyse weitergeführt wurde. Mit ihrer Tätigkeit in einer verbotenen Partei verstieß sie gegen das politische Abstinenzgebot der Wiener Psychoanalytischen Vereinigung und kam ihrem Ausschluss als Kandidatin nur durch das vorzeitige Ende ihrer Analyse zuvor.
1935 promovierte sie und arbeitete danach als Anästhesistin und in der Frauenabteilung der psychiatrischen Universitätsklinik in Wien. 1936 wurde sie mit ihrem späteren dritten Ehemann, dem Chirurg Max Langer (1902-1965), bei einer Sitzung der Friedenssektion des Sozialistischen Ärztebunds festgenommen, kam jedoch nach zwei Tagen wieder frei. Zusammen mit Max Langer ging sie 1936 nach Spanien, wo beide sich bis 1937 als Ärzte der 15. Internationalen Brigade am Bürgerkrieg beteiligten (Abb.). Herbert Manowil, der sich dem Thälmann-Bataillon angeschlossen hatte, starb 1937 im Feldspital Colmenar.
Marie und Max Langer emigrierten 1938 über Zwickau, wo die Familie Glas ihre Textilfabrik hatte, zunächst nach Uruguay. Dort lebten sie bis 1942 in Puerto Sauce, bevor sie nach Argentiniern weiterzogen und sich in Buenos Aires niederließen, wo sie 1943 heirateten. Marie Langer nahm Kontakt zu Ángel Garma auf und gehörte 1942 zu den Gründer:innen der Asociación Psicoanalítica Argentina (APA). Unter anderem war sie von 1947 bis 1950 Mitglied der Unterrichtskommission und ab 1959 zwei Jahre lang Präsidentin der Vereinigung. Aus inhaltlichen wie sozialen Gründen setzte sie sich besonders für die Gruppentherapie ein und war 1954 Mitgründerin der Asociación Argentina de Psicología y Psicoterapia de Grupo.
Für Marie Langer waren die Auffassungen Melanie Kleins prägend, insbesondere deren Theorie der frühen unbewussten Ängste, die sich um den weiblichen Körper zentrieren und das Verhältnis des Mädchens zu seiner Mutter und seiner Weiblichkeit bestimmen. In ihrem 1951 erschienenen Buch Maternidad y Sexo [Mutterschaft und Sexus] setzte sich Langer, die selbst Mutter von fünf Kindern war, mit der Schwierigkeit von Frauen auseinander, die biologisch vorgegebenen Veränderungen und Potentiale des weiblichen Körpers in ihr Selbstbild zu integrieren. Symptome wie Frigidität, Sterilität, Fehlgeburten etc. ließen auf eine ungelöste feindselige Mutterbindung von Frauen schließen, die die Annahme der eigenen Weiblichkeit verhindere.
1969 war Marie Langer auf dem Kongress der International Psychoanalytical Association (IPA) in Rom maßgeblich an der Gründung der linksoppositionellen "Plataforma" beteiligt. Zwei Jahre später, auf dem Wiener Kongress der IPA, forderte sie in ihrem Vortrag über Psychoanalyse und/oder soziale Revolution ein politisches Engagement der Psychoanalytiker im Kampf gegen soziale Ungerechtigkeit. Als die IPA die Veröffentlichung dieses Vortrags unterband, kündigte Langer ihre Mitgliedschaft in der APA und beteiligte sich an der Gründung der Gruppe "Documento".
1972 wurde Marie Langer Präsidentin der argentinischen Psychiater-Gewerkschaft Federación Argentina de Psiquiatras. Der Terror der rechtsperonistischen Alianza Anticomunista Argentina ("Triple A") gegen linke Gewerkschafter und Intellektuelle zwang sie 1974 zur Emigration nach Mexiko, wo sie bis kurz vor ihrem Tod lebte. Neben ihrer psychoanalytischen Praxis bildete sie Psycholog:innen an der Universidad Nacional Autónoma de México (UNAM) aus. 1981 beteiligte sie sich in Nicaragua am Aufbau von Salud Mental, einer von den regierenden Sandinisten unterstützten gemeindenahen medizinisch-psychiatrischen Versorgung. Ein Jahr vor ihrem Tod reiste sie nach Kuba, wo sie Fidel Castro traf und ein psychoanalytisches Kolloquium organisierte.
Marie Langer starb im Alter von 77 Jahren in Buenos Aires an Lungenkrebs. (Artikelanfang)
Die brasilianische Psychoanalytikerin und Dichterin Inaura Vaz Carneiro Leão (Vetter) wurde in Recife, Pernambuco, geboren als älteste Tochter des Steuerberaters Adolpho Gouveia Carneiro Leão und seiner Frau Maria Guiomar Vaz. 1941 erschien ihre erster Gedichtband Sonhos e realidades. Im gleichen Jahr begann sie ein Medizinstudium, das sie 1946 in Rio de Janeiro abschloss. Ihr praktisches Jahr absolvierte sie beim Serviço Nacional de Doenças Mentais, ihre kinderpsychiatrische Facharztausbildung im Hospital de Neuropsiquiatria Infantil in Engenho de Dentro.
1949 begann sie ihre psychoanalytische Ausbildung am Instituto Brasileiro de Psicanálise. Ihr Lehranalytiker war Werner Kemper, der 1948 von Berlin nach Rio de Janeiro gekommen war. 1953 war sie Mitgründerin der Sociedade Psicanálitica do Rio de Janeiro (SPRJ). Nachdem sie sich mit Kemper entzweit hatte, verließ sie 1958 die SPRJ und beteiligte sich an der Gründung der Sociedade Brasileira de Psicanálise do Rio de Janeiro (SBPRJ), die 1959 durch die Internationale Psychoanalytische Vereinigung (IPV) anerkannt wurde. Seit 1965 war sie Lehranalytikerin der SBPRJ, der sie von 1979 bis 1980 auch als Präsidentin vorstand. Sie war außerdem Vizepräsidentin der IPV. In den 1970er Jahren beteiligte sie sich am Aufbau der Sociedade Psicanalítica do Recife, die 1999 Teilgesellschaft der IPV wurde.
Inaura Carneiro Leão führte in Brasilien die Selbstpsychologie Heinz Kohuts ein, der die narzisstischen Störungen in den Mittelpunkt seiner Theorie stellte. Sie veröffentlichte zahlreiche wissenschaftliche Arbeiten auf den Gebieten Neurologie, Psychiatrie und Psychoanalyse und hielt Vorträge in Brasilien wie im Ausland. So referierte sie 1985 auf dem IPA-Kongress in Hamburg über das Thema Identification and its vicissitudes as observed in adolescence. Zu ihren Schwerpunkten zählten Dichtung und Wahnsinn, Hypochondrie, Narzissmus und Identitätsprobleme von Jugendlichen sowie Fragen der analytischen Technik. (Artikelanfang)
Die argentinische Kinderanalytikerin Elfriede Susana Lustig de Ferrer wurde in Wien geboren. Ihr Vater José Lustig war Rumäne, ihre Mutter Margarita geb. Bulaty Österreicherin. Wegen des aufkommenden Nationalsozialismus zog die Familie 1934 zunächst nach Rumänien und emigrierte von dort aus 1942 nach Venezuela und schließlich 1944 nach Argentinien. Susana Lustig studierte von 1947 bis 1954 Medizin an der Universität in Buenos Aires und spezialisierte sich als Fachärztin für Pädiatrie. Sie machte eine Analyse bei Ángel Garma, bevor sie von 1956 bis 1960 ihre psychoanalytische Ausbildung bei der Asociación Psicoanalítica Argentina (APA) in Buenos Aires absolvierte. 1958 heiratete sie den argentinischen Ökonom und Politiker Aldo Ferrer (1927-2016), mit dem sie drei Töchter hatte.
Susana Lustig de Ferrer wählte die Kinder- und Jugendlichenpsychoanalyse als ihren Schwerpunkt und wurde eine enge Mitarbeiterin von Arminda Aberastury. 1970 wurde sie ordentliches Mitglied und 1974 Lehranalytikerin der APA. Sie lehrte Kinderanalyse am Instituto de Psicoanálisis in Buenos Aires und gründete 1974 zusammen mit Betty Goode de Garma das Departamento de Niños y Adolescentes "Arminda Aberastury" der APA. Außerdem war sie Mitgründerin der Asociación Escuela Argentina de Psicoterapia para Graduados, einer Institution zur psychoanalytischen Ausbildung von Psycholog:innen (sog. Laienanalytiker:innen), wo sie von 1960 bis 1984 lehrte. Neben anderen Positionen auf nationaler wie internationaler Ebene war sie von 1997 bis 2003 Koordinatorin bzw. Beraterin für Lateinamerika des IPA Committee on Child and Adolescent Psychoanalysis (COCAP). Die Psychoanalyse von Kindern und Jugendlichen bildete auch das Hauptthema ihrer zahlreichen Veröffentlichungen. 1996 gehörte Elfriede S. Lustig de Ferrer zu den Preisträgern des Premio Konex für Psychoanalyse. (Artikelanfang)
Zaira Bittencourt, eine Pionierin der Kinderpsychoanalyse in Brasilien, wurde in Bagé im brasilianischen Bundesstaat Rio Grande do Sul geboren. Sie war das zweite von vier Kindern des Farmers Pedro de Bittencourt und seiner aus Uruguay stammenden Frau Anna Thereza Mattos de Bittencourt. Als sie ungefähr elf Jahre alt war, schickte ihr Vater sie nach Porto Alegre auf das Colégio Americano, damals eines der fortschrittlichsten Bildungseinrichtungen für junge Mädchen. Sie absolvierte in Porto Alegre eine Lehrerinnenausbildung und lernte den Medizinstudenten Mário Alvarez Martins (1908-1981) kennen, den sie 1936 heiratete. Aus dieser Ehe gingen ihr Sohn Roberto (später ebenfalls Psychoanalytiker) und ihre Tochter Júlia Teresa hervor.
1944 zog die Familie Martins nach Argentinien, wo Zaira und Mário Martins von 1945 bis 1946 in Buenos Aires eine psychoanalytische Ausbildung bei der Asociación Psicoanalítica Argentina machten. Mário Martins' Lehranalytiker war Angel Garma, der von Zaira Martins war Celes Ernesto Cárcamo. Zaira Martins spezialisierte sich bei Arminda Aberastury in der Kinderpsychoanalyse. 1947 kehrten die Martins nach Porto Alegre zurück. Gemeinsam mit anderen gründeten Mário und Zaira Martins zehn Jahre später das Centro de Estudos Psicanalíticos de Porto Alegre, das 1961 als psychoanalytische Studiengruppe und 1963 als Sociedade Psicanalítica de Porto Alegre (SPPA) von der Internationalen Psychoanalytischen Vereinigung anerkannt wurde.
Obwohl Laienanalytikerin, war Zaira Bittencourt Martins eine einflussreiche Vertreterin der kleinianischen Kinderanalyse in Brasilien. Neben den Vorstellungen Melanie Kleins übernahm sie auch Ansätze von Donald Winnicott, Frances Tustin und Margaret Mahler. Seit Beginn der 1960er Jahre koordinierte sie eine Studiengruppe zur Kinderanalyse in der SPPA und kontrollierte als Supervisorin des SPPA-Lehrinstituts die Fälle der ersten Generation von Kinderanalytiker:innen.
Zaira Martins starb im Alter von 73 Jahren nach einer Herzoperation. (Artikelanfang)
Sidonia „Sidi“ Mehler, die Schwester von Jacqueline Amati Mehler, wurde in Czernowitz in der Bukowina als älteste Tochter von Samuel Marco Mehler und Regina Rosenbach geboren. Ende der 1920er Jahre wanderten ihre Eltern nach Spanien aus, wo ihr Vater in Barcelona ein international erfolgreiches Textilunternehmen begründete. 1937 zog die Familie nach Paris und emigrierte ein Jahr später nach Argentinien.
In Argentinien heiratete Sidonia Mehler den aus Soroca, Bessarabien, stammenden Unternehmer Asriel "Jack" Benski (1916-?). 1945 bzw. 1946 wurden ihre Söhne Claudio und Daniel Benski geboren. Sidonia Mehler de Benski studierte Medizin in Buenos Aires und absolvierte dort auch ihre psychoanalytische Ausbildung, vermutlich bei der von ihrer Freundin Arminda Aberastury mitgegründeten Asociación Psicoanalítica Argentina (APA). Sie arbeitete als Psychoanalytikerin in Buenos Aires, bis die Militärdiktatur sie in den 1970er Jahren zur Emigration zwang.
Sidonie Mehler ließ sich in Paris nieder, wo sie als Psychoanalytikerin praktizierte und der Association Psychanalytique de France (APF) nahestand. 1997 nahm sie am IPA-Kongress in Barcelona teil. Sie starb im Alter von 91 Jahren in Paris. (Artikelanfang)
Die mexikanische Psychoanalytikerin Lilia Meza wurde als Lilia María Mesa Ceballos in Matanzas auf Kuba geboren, Tochter von Regino Mesa Amador und Maria Ceballos Hernandez. Lilia Mesa bzw. Meza promovierte in Philosophie und war Professorin für Kunstgeschichte in Havanna, bevor sie in den 1960er Jahren nach Mexiko ging, um mit einem Stipendium der kubanischen Regierung "Orientalische Zivilisationen" am Colegio de México zu studieren. 1967 heiratete sie Armando Suárez Gómez (1928-1988), einen bei Igor Caruso in Wien ausgebildeten Psychoanalytiker, von dem ihr Sohn Emiliano stammte. Ihre Ehe wurde 1976 geschieden.
Lilia Meza zählte 1969 wie ihr Mann zu den Gründer:innen des Círculo Mexicano de Psicología Profunda sowie, nach dessen Auflösung, zu den Initiator:innen des Círculo Psicoanalítico Mexicano (CPM), einer Tochtergesellschaft des Wiener Arbeitskreises für Tiefenpsychologie, die 1971 ins Leben gerufenen wurde. Sie gehörte zu den ersten Kandidat:innen des CPM und machte eine Analyse bei Jaime Cardeña, einem Dissidenten der Asociación Psicoanalítica Mexicana. Später war sie eine gefragte Kinderpsychoanalytikerin in Mexiko.
Lilia Meza starb im Alter von 58 Jahren an einem Herzinfarkt. (Artikelanfang)
Die brasilianische Psychoanalytikerin und Schriftstellerin Betty Milan wurde in São Paulo geboren. Mit achtzehn begann sie ein Medizinstudium an der Universität São Paulo, das sie 1968 abschloss. Während ihres Studiums machte sie eine Analyse bei Isaias Melsohn, einem Mitglied der Sociedade Brasileira de Psicanálise (SBP). Sie spezialisierte sich als Psychiaterin und arbeitete in verschiedenen Kliniken in Brasilien, außerdem in Irland in der Therapeutischen Gemeinschaft von Maxwell Jones. Sie absolvierte eine Psychodrama-Ausbildung am Moreno-Insitut in Beacon, New York, und eine Ausbildung zur Psychoanalytikerin bei der SBP.
1970 promovierte Betty Milan an der Universität São Paulo im Fach Psychiatrie. Im gleichen Jahr wurde sie wegen ihrer unkonventionellen beruflichen Praxis aus der SBP ausgeschlossen. Sie ging nach Frankreich, um von 1974 bis 1978 eine Analyse bei Jacques Lacan zu machen, dessen Assistentin sie an der Universität Paris-VIII wurde. 1979 erschien ihre portugiesische Übersetzung von Lacans Seminar I: Os escritos técnicos de Freud. Ihre Ausbildung bei Lacan inspirierte sie auch zu ihrem Roman O papagaio e o doutor. In Paris lernte sie den Lacan-Schüler Magno Machado Dias kennen und gründete mit ihm 1975 das Colégio Freudiano do Rio de Janeiro, die erste lacanianische Vereinigung in Brasilien, in der sie bis 1986 aktiv war.
Betty Milan widmet sich seit Mitte der 1980er Jahre vor allem dem Schreiben von Essays und Romanen. Sie führt Interviews mit meist französischen Künstlern und Intellektuellen und befasst sich in ihren Büchern u. a. mit Phänomenen der brasilianischen Kultur wie dem Karneval und dem Fußball. In ihrem zuletzt erschienenen Buch Pourquoi Lacan kehrt sie noch einmal in die Zeit ihrer Analyse bei Lacan zurück.
Betty Milan lebt und arbeitet in São Paulo und Paris. (Artikelanfang)
Marialzira Perestrello zählt zu den Pionier:innen der Psychoanalyse in Brasilien. Sie wurde in Ipanema, Rio de Janeiro, geboren als eine von vier Töchtern des renommierten Juristen Francisco Cavalcante Pontes de Miranda und dessen erster Frau Maria Beatriz Cavalcanti Albuquerque. Ihre Mutter war Präsidentin des Brasilianischen Roten Kreuzes und in der brasilianischen Frauenbewegung aktiv.
Marialzira Pontes de Miranda studierte von 1934 bis 1939 Medizin an der Universidade do Brasil in Rio de Janeiro. Ihr Studium war geprägt durch Psychiater wie Juliano Moreira und Antônio Austregésilo, die die Psychoanalyse in die medizinische Ausbildung integrierten. Marialzira Pontes de Miranda engagierte sich für die Rechte von Frauen an Hochschulen und nahm 1936 als Delegierte der União Universitária Feminina am Dritten Nationalen Frauenkongress in Rio de Janeiro teil.
1940 zog sie mit ihrer Familie nach Bogotá, wohin ihr Vater als Botschafter berufen worden war. Sie kehrte jedoch 1941 nach Brasilien zurück, um ihren Kommilitonen Danilo Perestrello da Câmara (1916-1989) zu heiraten (Abb.). Zwei Jahre später kam ihr Sohn Sigmund zur Welt, der ebenfalls Psychoanalytiker wurde. Danilo Perestrello erhielt eine Stelle als Psychiater am Serviço Nacional de Doenças Mentais (SNDM) in Rio de Janeiro und gründete 1944 zusammen mit anderen Psychiatern die psychoanalytische Studiengruppe Centro de Estudos Juliano Moreira, der sich auch Marialzira Perestrello anschloss.
1946 ging sie mit ihrem Mann nach Buenos Aires, um eine psychoanalytische Ausbildung bei der Asociación Psicoanalítica Argentina (APA) zu absolvieren. Ihr Lehranalytiker war Enrique Pichon Rivière, einer der APA-Gründer, ihre Supervisoren waren Ángel Garma und Celes Ernesto Cárcamo. 1952 wurde sie außerordentliches Mitglied der APA. Marialzira und Danilo Perestrello kehrten 1949 nach Rio de Janeiro zurück.
1953 beteiligte sich Marialzira Perestrello an der Gründung der Clínica de Orientaçao da Infância im Instituto de Psiquiatria der Universidade do Brasil und war von 1959 bis 1960 Direktorin der Klinik. Wie ihr Mann gehörte sie in Brasilien zu den "Argentiniern", die 1957 gemeinsam mit den "Burkianern", Analysand:innen des BPAS-Mitglieds Mark Burke, die Sociedade Brasileira de Psicanálise do Rio de Janeiro (SBPRJ) gründeten. Die SBPRJ wurde 1959 von der Internationalen Psychoanalytischen Vereinigung (IPV) anerkannt und war neben Werner Kempers Sociedade Psicanálitica do Rio de Janeiro (SPRJ) die zweite Zweiggesellschaft der IPV in Rio de Janeiro. Seit 1962 Lehranalytikerin, übte Marialzira Perestrello in der SBPRJ verschiedene Ämter aus, darunter 1975 und 1977 das der Präsidentin.
Ihr besonderes Interesse galt der Geschichte der Psychoanalyse, sie war Mitherausgeberin der Zeitschrift Psychoanalysis and History und verfasste zahlreiche Arbeiten zu diesem Thema. Ein weiterer Schwerpunkt war die Beziehung zwischen Psychoanalyse, Literatur und Kunst, und sie veröffentlichte neben ihren psychoanalytischen Texten auch eine Reihe von Gedichtbänden. (Artikelanfang)
Die chilenische Psychoanalytikerin und Schriftstellerin Liliana Haydee Pualuán de Gomberoff wurde in Puerto Aysén in Chile geboren als Tochter von Emilio Pualuán, einem aus dem Libanon stammenden Kaufmann, und seiner deutschen Frau Lidia geb. Holmberg. Sie studierte in den 1960er Jahren Psychologie an der Universidad Católica de Chile, wo sie eine erste Analyse bei Carlos Núnez Saavedra machte. Nach einem Postgraduierten-Studium an der Wilhelms-Universität in Münster absolvierte sie ihre psychoanalytische Ausbildung bei der Asociación Psicoanalítica Chilena (APCh) mit zwei weiteren Analysen bei José Antonio Infante und Ximena Artaza.
Liliana Pualuán war Professorin für klinische Kinder- und Jugendpsychologie an der Universidad Católica de Chile und lehrte Psychoanalyse an der Universidad Andrés Bello in Santiago. Sie war Lehranalytikerin, Supervisorin und zeitweise Direktorin des Lehrinstituts der APCh und setzte sich international für die Anerkennung der Kinder- und Jugendpsychoanalyse ein. So beteiligte sie sich 1994 an der Gründung des Komitees für Kinder- und Jugendlichenpsychoanalyse (COCAP) in der Internationalen Psychoanalytischen Vereinigung und war dort von 2005 bis 2009 Co-Vorsitzende für Lateinamerika.
Den Schwerpunkt ihrer psychoanalytischen Veröffentlichungen bildete die Analyse von Kindern und Jugendlichen; besonders interessierte sie das autistische Objekt. Liliana Pualuán verfasste mehrere Ausätze gemeinsam mit ihrem Mann, dem Psychiater und Psychoanalytiker Mario Gomberoff (*1936). Aus ihrer Ehe gingen zwei Söhne hervor, León Ariel und Emilio Rodrigo.
Neben ihrem psychoanalytischen Beruf widmete Liliana Pualuán ihr Leben der Literatur. Sie wurde als Autorin zahlreicher Gedichte und Erzählungen bekannt und erwarb 2003 mit einer Arbeit über den mexikanischen Schriftsteller Juan Rulfo an der Universidad de Chile den Magister für lateinamerikanische und chilenische Literatur. Am Beispiel von Rulfos Roman Pedro Páramo beschrieb sie, wie dessen Trauer um seinen früh verstorbenen Vater sein künstlerisches Werk beeinflusst hat. (Artikelanfang)
Estela Galván de Remus wurde in Mexiko als Tochter von Benjamin Galván und Evangelina González geboren. Sie studierte Chemie an der Universidad Nacional Autónoma de México (UNAM) und schloss 1945 mit einer Dissertation über das Vitamin B6 ab. In dieser Zeit heiratete sie den Arzt José Remus Araico (1922-2009), 1946 wurde ihr Sohn José geboren und 1949 ihre Tochter Beatriz Estela. Sie ließen sich in Atoyac de Álvarez, Guerrero, nieder, wo beide mehr als drei Jahre beim sozialmedizinischen Dienst arbeiteten.
1950 ging sie gemeinsam mit ihrem Mann nach Argentinien, um in Buenos Aires eine psychoanalytische Ausbildung zu absolvieren. Estela Galván de Remus begann ihre Lehranalyse bei Matilde Rascovsky und setzte sie dann vier Jahre lang bei Marie Langer fort. Ihre Ausbildung zur Kinderanalytikerin erhielt sie durch Arminda Aberastury. Während dieser Zeit arbeitete sie bei Enrique Pichon-Rivière, der auch ihr Supervisor war, am Hospicio de las Mercedes mit psychotischen Patienten.
Estela und José Remus kehrten Mitte der 1950er Jahre nach Mexiko zurück, um sich an der Gründung der mexikanischen psychoanalytischen Studiengruppe zu beteiligen, die 1957 als Asociación Psicoanalítica Mexicana (APM) von der Internationalen Psychoanalytischen Vereinigung anerkannt wurde. Estela Remus war zunächst nicht in den Kreis der Gründungsmitglieder aufgenommen worden, da ihre psychoanalytische Ausbildung noch nicht abgeschlossen war. Erst nachdem sie an der Universidad Iberoamericana einen BA in Psychologie erworben hatte und die erforderlichen Supervisionen bei Santiago Ramírez und Avelino González nachweisen konnte, wurde sie Gründungsmitglied der APM.
Estela de Remus spezialisierte sich in der Kinderpsychoanalyse und war als Lehranalytikerin und Supervisorin am Instituto de Psicoanálisis der APM tätig. 1967 waren sie und ihr Mann Mitgründer:innen der Asociación Mexicana de Psicoterapia Analítica de Grupo (AMPAG), traten jedoch wegen Meinungsverschiedenheiten bald wieder aus. (Artikelanfang)
Die brasilianische Psychoanalytikerin Margarida Reno gründete 1952 gemeinsam mit Iracy Doyle, Américo Doyle Ferreira und Henrique de Novaes Filho in Rio de Janeiro das Instituto de Medicina Psicológica (IMP). Vorbild des 1953 offiziell eröffneten Instituts, dem Iracy Doyle als Direktorin vorstand, war das von Clara Thompson geleitete William Alanson White Institute in New York. Wie die anderen Gründungsmitglieder des IMP war Margarida Reno eine Anhängerin der kulturalistischen Schule von Karen Horney, Erich Fromm und Harry Stack Sullivan. Sie praktizierte als Kinderanalytikerin und führte am IMP Fortbildungsseminare für Krankenschwestern, Ärzte, Sozialarbeiter und Lehrer durch. Aus dem IMP ging 1974 die Sociedade de Psicanálise Iracy Doyle (SPID) hervor.
Die Psychologin und Psychoanalytikerin Frida Saal wurde in Cordoba in Argentinien geboren. Sie gehörte wie ihr Mann, der Psychiater und Psychoanalytiker Néstor Alberto Braunstein (1941-2022) zu Ricardo Podios interdisziplinären Psychopathologie-Team im Hospital Nacional de Clínicas in Córdoba. Anfang der 1970er Jahre lehrte sie Allgemeine Psychologie an der Universidad Nacional de Córdoba.
Wegen der politischen Verhältnisse in Argentinien emigrierten Frida Saal und Néstor Braunstein mit ihrer Tochter Clea 1974 nach Mexiko und brachten die psychoanalytische Schule von Jacques Lacan in dieses Land. 1975 erschien der einflussreiche Band Psicología: Ideología y ciencia, in dem Néstor Braunstein, Gloria Benedito, Marcelo Pasternac und Frida Saal eine Kritik der akademischen Psychologie unternahmen, inspiriert durch Louis Althusser und dessen Annäherung von marxistischer Erkenntnistheorie und Lacanscher Psychoanalyse. Sie schlugen vor, die Psychologie theoretisch wie praktisch durch die Psychoanalyse zu ersetzen.
Frida Saal und Néstor Braunstein waren anfangs als Lacanianer:innen im Circulo Psicoanalítico Mexicano (Tochtergesellschaft von Igor Carusos Wiener Arbeitskreis für Tiefenpsychologie) aktiv, ehe sie 1980 die lacanianische Fundación Mexicana de Psicoanálisis (FMP) und 1982 deren akademisches Organ, das Centro de Investigación y Estudios Psicoanalíticos (CIEP), gründeten.
Frida Saal lehrte über 20 Jahre lang an der psychologischen Fakultät der Universidad Nacional Autónoma de México (UNAM). Eine Auswahl ihrer zahlreichen Aufsätze enthält der 1998 veröffentlichte Band Palabra de analista. (Artikelanfang)
Ruth Hepner wurde in Leipzig geboren und wuchs in einer jüdisch-orthodoxen Familie auf. Ihr Vater Jakob Hepner war Inhaber einer Färberei und Gerberei, ihre Mutter Elfriede war die Tochter des Frankfurter Rabbiners Gerson Lange. Mitte der 1930er Jahre floh die Familie Hepner nach Frankreich, wo sie 1942 mit gefälschten Papieren untertauchte. Noch im gleichen Jahr setzte sich Ruth Hepner in die Schweiz ab und lebte dort in verschiedenen Flüchtlingsheimen, zuletzt in Morgins. Hier lernte sie den rumänisch-jüdischen Künstler, Schauspieler und Regisseur Simche Schwarz (1900-1974) kennen. Sie wurde seine Frau und Mitglied des Ensembles seiner jiddischen Kleinkunstbühne, die zusammen mit einer anderen jüdischen Theatergruppe unter dem Namen "Navenad" in mehreren Schweizer Internierungslagern auftrat.
1945 gingen Ruth und Simche Schwarz nach Paris und gründeten "Hakl-Bakl", ein jiddisches Theater mit Puppen, an dem auch Marc Chagall mitwirkte. 1952 emigrierten sie nach Argentinien, wo sie sich neben dem Theaterspiel der Jugendarbeit widmeten. Ruth Schwarz studierte von 1964 bis 1968 in Buenos Aires Psychologie und Pädagogik und absolvierte eine Ausbildung zur Psychoanalytikerin. Sie arbeitete mit Frauen, Jugendlichen und Emigrant:innen und wurde 1973 mit dem Premio José Bleger der Asociación Psicoanalítica Argentina ausgezeichnet.
Ruth Schwarz befasste sich besonders mit den psychischen Auswirkungen der Migration, der Beziehung zwischen Gesellschaftsform und psychischer Gesundheit sowie mit den Bedingungen und Potentialen von Erinnerung. Bekannt wurde sie in Argentinien vor allem durch ihr Buch Idolatria del poder o reconocimiento, das auf Erfahrungen im Nationalsozialismus wie in der argentinischen Militärdiktatur von 1976 bis 1983 beruht. Sie stellte darin Machtanbetung und Anerkennung als zwei fundamental verschiedene Welten gegenüber, die individuell wie kollektiv Gefühle, Handlungen und Erinnerungen bestimmen. Während die in Diktaturen herrschende Welt der Machtanbetung im Zeichen von Kampf und Allmachtsphantasie stehe, sei die mit demokratischen Strukturen verbundene Welt der Anerkennung durch Verstehen, Wiedererkennen und Vertrauen gekennzeichnet. (Artikelanfang)
Die argentinische Psychoanalytikerin Flora Scolni wurde in Avellaneda in der Provinz Buenos Aires geboren. Sie war die Tochter des aus Rumänien stammenden Kaufmanns Jaime Scolni und seiner Frau Cecilia Hojman. Flora Scolni war mit dem Ingenieur Aarón Dorfman verheiratet. 1923 wurde ihre Tochter Beatrice Clara Dorfman geboren. Die Ehe wurde später geschieden.
Ursprünglich Erzieherin von Beruf, gehörte Flora Scolni in den 1930er Jahren zu der psychoanalytischen Arbeitsgruppe, die ihr Cousin Arnaldo Rascovsky und Enrique Pichon-Rivière in Buenos Aires ins Leben gerufen hatten und aus der 1942 die Asociación Psicoanalítica Argentina (APA) hervorging. Sie machte eine Lehranalyse bei Ángel Garma und wurde Mitglied der APA.
Zu ihren Schwerpunkten zählte in den 1940er Jahren die Kinderanalyse nach dem Vorbild von Sophie Morgenstern und Melanie Klein. Während dieser Zeit behandelte sie erfolgreich einen zwölfjährigen Asthmatiker (1947) und ein fünfjähriges Mädchen, das unter Alpträumen litt (1948/49). Außerdem übersetzte sie Steff Bornsteins Aufsatz Das Märchen von Dornröschen in psychoanalytischer Darstellung ins Spanische (Interpretación psicoanalítica de la leyenda "La bella durmiente del bosque". Rev Psicoanál 3, 1945/46, 299-313).
Flora Scolnis letzte Lebensjahre waren von einem schweren Nervenleiden überschattet, dem sie schließlich erlag. (Artikelanfang)
Die brasilianische Psychoanalytikerin Maria Auxiliadora de Souza Brasil wurde in Barbecena, Minas Gerais, geboren, die Tochter von Zilda de Souza Brasil und Otávio de Oliveira Brasil. Sie studierte Pädagogik an der Universidade Federal de Minas Gerais (UFMG) in Belo Horizonte, erhielt 1955 ihr Diplom und promovierte 1962 mit einer Dissertation auf dem Gebiet der pädagogischen Psychologie (Da problemática da adolescência o estudante mineiro de ensino médio). 1956 schloss sie eine Ausbildung in Verhaltensanalyse bei André Rey ab. Ab 1963 war sie Dozentin für Pädagogische Psychologie und ab 1974 Professorin für Persönlichkeitspsychologie an der UFMG.
Ihre psychoanalytische Ausbildung absolvierte Maria Auxiliadora de Souza Brasil bis 1969 beim Círculo Psicanalítico de Minas Gerais, der 1963 von Malomar Lund Edelweiss, einem Schüler von Igor Caruso, in Belo Horizonte gegründet worden war. Sie selbst gründete 1963 zusammen mit Galeno Procópio de Alvarenga und Pedro Parafita de Bessa den Curso de Psicologia an der UFMG. Sie lehrte und forschte an der UMFG, bei der Fundação Estadual de Assistência Psiquiátrica und beim Bildungsministerium. Auf der Grundlage von esoterischen, philosophischen und wissenschaftlichen Erkenntnissen entwickelte sie ihre Theorie und Technik der Psicoterapia Analitico-fenomenologico-existencial (Analytisch-phänomenologisch-existentielle Psychotherapie).
Maria Auxiliadora de Souza Brasil übte ihre psychotherapeutische Tätigkeit bis zu ihrer Pensionierung im Jahr 2012 aus. (Artikelanfang)
Die in Buenos Aires geborene Psychoanalytikerin Matilde Wencelblat war die Tochter gebildeter und liberaler jüdischer Einwanderer aus Europa. Ihr Vater Mauricio Wencelblat war Pelzhändler und reiste oft nach Europa, ihre Mutter Ana Aslan, die in einer frankophonen Familie aufgewachsen war, gehörte dem Leitungsgremium eines Altenheims an. Matilde Wencelblat studierte an einer Kunsthochschule und unterrichtete als Grundschullehrerin. 1928 heiratete sie den Kinderarzt und späteren Psychoanalytiker Arnaldo Rascovsky (1907-1995), der als Sohn russisch-jüdischer Einwanderer in Córdoba geboren wurde. Ihre Kinder Raquel und Andrés wurden ebenfalls Psychoanalytiker.
Von 1936 an traf sich bei den Rascovskys eine informelle psychoanalytische Arbeitsgruppe, an der unter anderen Matildes Bruder Simón Wencelblat, Enrique Pichon-Rivière, Arminda Aberastury, Luisa Gambier, Alberto Tallaferro, Flora Scolni und Teodoro Schlossberg teilnahmen, die den Gründungskern der argentinischen Psychoanalyse bildeten. Matilde Wencelblat de Rascovsky machte ihre Lehranalyse bei Ángel Garma und gehörte der 1942 gegründeten Asociación Psicoanalítica Argentina an.
Sie interessierte sich wie ihr Mann für die Psychologie der Frau, für die Kindstötung (Filizid) und die Problematik des Inzests. In ihrer vielbeachteten Studie On consummated incest beschrieben Matilde und Arnaldo Rascovsky den Fall einer Patientin Matilde Rascovskys, die bis zu ihrem 26. Lebensjahr eine inzestuöse Beziehung zu ihrem Vater (und zu Vatersubstituten) unterhielt. Der vollzogene Inzest mit dem Vater, so ihr Fazit, sei die Reaktion auf eine extrem frustrierende Mutter-Beziehung und diene in diesem Fall der Vermeidung einer Psychose. So seien bei vergleichbaren Fällen einer ausgeprägt inzestuösen Beziehung ohne den Vollzug des Inzests manisch-depressive Züge zu beobachten. (Artikelanfang)
Frida Esfir Zmud Simkin wurde in Asunción in Paraguay geboren, ihre Elten David Zmud und Clara Simkin waren jüdischer Abstammung. 1931 zog sie nach Buenos Aires, wo sie den argentinischen Arzt Abraham Minujín (1909-?) heiratete. 1940 wurde ihre Tochter Alicia Frida Minujín Zmud geboren. Frida Zmud de Minujín studierte in Buenos Aires Medizin und spezialisierte sich als Psychiaterin. Wegen einer depressiven Krise konsultierte sie 1945 Teodoro Schlossberg, durch den sie die Psychoanalyse kennenlernte.
1956 begann sie ihre psychoanalytische Ausbildung bei der Asociación Psicoanalítica Argentina (APA). Als Mitglied dieser Gesellschaft zählte sie zu den Pionierinnen der Kinderanalyse. Wie viele ihrer argentinischen Kolleg:innen war sie eine Anhängerin der Schule Melanie Kleins. Außerdem absolvierte sie bei der 1954 gegründeten Asociación Argentina de Psicoterapia de Grupo eine Ausbildung zur Gruppenanalytikerin. Sie ging dann nach Mexiko, wo sie Mitglied der Asociación Psicoanalítica Mexicana (APM) war, bis sie 1967 zusammen mit Gustavo Quevedo, José Luis González Chagoyán und anderen die Asociación Mexicana de Psicoterapia Analítica de Grupo (AMPAG) gründete. Sie hatte mehrere Positionen bei der AMPAG inne, darunter die der Präsidentin und Institutsdirektorin.
Bekannt wurde Frida Zmud vor allem durch ihre Beteiligung an einem psychoanalytischen Gruppenexperiment im Benediktiner-Kloster Santa María de la Resurrección in Cuernavaca, Morelos, in Mexiko. Im Auftrag des aus Belgien stammenden Priors Gregorio Lemercier führten Frida Zmud und der mexikanische Psychoanalytiker Gustavo Quevedo von 1961 an Gruppen- und Einzelanalysen mit ungefähr 50 Mönchen durch - vier Jahre lang innerhalb und drei Jahre außerhalb der Klostermauern, bis der Vatikan dem Projekt 1967 endgültig ein Ende setzte (Abb.). Frida Zmud legte den Schwerpunkt ihrer Arbeit auf die Förderung der Kreativität der Gruppenmitglieder. Den meisten der von ihr therapierten Mönchen gelang es, sich aus der Abhängigkeit der klösterlichen Gemeinschaft zu lösen und einer beruflichen oder künstlerischen Tätigkeit zuzuwenden.
Frida Zmud starb durch Suizid. (Artikelanfang)