1909 erhielt Sigmund Freud einen Brief aus Australien, in dem ihm Donald Fraser, ein ehemaliger Pastor der presbyterianischen Kirche, von einer Arbeitsgruppe in Sydney berichtete, die sich dem Studium seiner Schriften gewidmet hatte. Die eigentliche Geschichte der psychoanalytischen Bewegung in Australien begann jedoch erst zwischen den beiden Weltkriegen, als 1931 der Psychiater Roy Coupland Winn, der seine psychoanalytische Ausbildung in London erhalten hatte und Mitglied der British Psycho-Analytical Society (BPAS) war, als erster Psychoanalytiker in Sydney zu praktizieren begann.
Ein weiterer Pionier war der Psychiater Paul Greig Dane, dessen Interesse für Freuds Lehre durch eine Analyse Ende der 1920er Jahre bei der englischen Psychoanalytikerin Joan Riviere geweckt worden war. Seinem Einsatz war es zu verdanken, dass es 1940 in Melbourne zur Gründung des ersten psychoanalytischen Lehrinstituts Australiens kam, des Melbourne Institute for Psychoanalysis. Obwohl selbst kein Psychoanalytiker, wurde Paul Dane zum ersten Präsidenten dieses Instituts gewählt. Auch die übrigen Vorstandsmitglieder des Instituts waren Psychiater ohne psychoanalytische Ausbildung: Norman Albiston, Reginald S. Ellery, P. Guy Reynolds und Albert R. Phillips, zu denen als Psychoanalytiker Roy Winn aus Sydney hinzukam. Im gleichen Jahr emigrierte die ungarische Analytikerin Clara Lazar-Geroe, eine Schülerin Michael Balints und Lehranalytikerin der BPAS, nach Australien und ließ sich in Melbourne nieder. Sie bildete ab 1941 zwanzig Jahre lang als einzige Lehranalytikerin in Melbourne ärztliche und nicht-ärztliche Kandidat:nnen aus, darunter Frank W. Graham, Harry M. Southwood, Rose Rothfield und Janet Nield.
1951 wurde in Sydney das zweite australische Lehrinstitut gegründet, das Sydney Institute for Psychoanalysis, in dem der 1949 aus Ungarn emigrierte Analytiker Andrew (Endre) Petö bis 1955 die Funktion des Lehranalytikers wahrnahm. Geleitet wurde das Institut von Andrew Petö, Roy Winn und Siegfried Fink, einem emigrierten Mitglied der Schweizerischen Gesellschaft für Psychoanalyse. Ein drittes Lehrinstitut, das Adelaide Institute of Psychoanalysis, entstand 1979 auf Initiative von Harry Southwood in Adelaide.
1952 bildeten die Analytiker:nnen aus Melbourne, Sydney und Adelaide die Australian Society of Psychoanalysts, die zunächst der BPAS angeschlossen war und 1967 als eigenständige Australian Study Group von der Internationalen Psychoanalytischen Vereinigung anerkannt wurde. Dem australischen Training Committee gehörten Clara Lazar-Geroe, Harry Southwood, Frank W. Graham, Vera Roboz, Rose Rothfield, Reginald T. Martin und Ron A. Brookes an. Die Study Group wurde 1971 als Australian Psychoanalytical Society (APAS) provisorisches Mitglied und 1973 Mitglied der IPV. Seit 2001 gibt die APAS mit Psychoanalysis Downunder ein Online Journal heraus.
Die australische Psychoanalyse ist im Laufe ihrer Geschichte stark durch die englische geprägt worden. Die Objektbeziehungstheorie von Michael Balint, Wilfred R. Bion, Ronald Fairbairn und Donald W. Winnicott spielte dabei eine wichtigere Rolle als der Ansatz Melanie Kleins. Der anfängliche Einfluss der ungarischen Tradition hat sich dagegen im Laufe der Zeit immer weiter abgeschwächt. Die Schule Jacques Lacans ist vertreten durch die Freudian School of Melbourne, 1977 gegründet von den Argentiniern María-Inés Rotmiler de Zentner und Oscar Zentner (Zeitschrift: Papers of the Freudian School of Melbourne, und durch das Australian Centre for Psychoanalysis in the Freudian Field, heute Australian Centre for Psychoanalysis (ACP), zu dessen Mitbegründern 1986 Leonardo Rodríguez zählte (Zeitschrift: Analysis).
Seit 2014 gibt es in Sidney und Melbourne einen gemeinnützigen Beratungs- und Überweisungsdienst der APAS, The Winn Clinic, der ein niedrigschwelliges Angebot für psychoanalytische Behandlungen umfasst.