Der Psychiater Charles Kirk Clarke, ein Schüler Erich Kraepelins, und der Neurologe Donald Campbell Meyers, ein Schüler Charcots, waren die ersten, die sich in Kanada für die Psychoanalyse einsetzten. Als der englische Psychiater und spätere Begründer der British Psycho-Analytical Society (BPAS), Ernest Jones, 1908 auf Einladung von Clarke nach Toronto in Ontario kam, erlebte er bei der Propagierung der Freud'schen Lehre jedoch nur Misserfolge. Jones bereiste während seines fünfjährigen Kanada-Aufenthalts die USA, wo er 1911 die American Psychoanalytic Association (APsaA) gründete. Nachdem er in Toronto Opfer einer Kampagne geworden war, in deren Verlauf man ihn verschiedener sexueller Vergehen beschuldigte, kehrte er 1913 nach London zurück.
Ihren Ausgang nahm die kanadische psychoanalytische Bewegung dann in Montreal in der Provinz Québec, wo von 1926 bis 1936 der aus Schottland stammende und bei Franz Alexander ausgebildete Psychiater David Slight als Psychoanalytiker praktizierte. 1946 entstand um den Psychiater Miguel Prados, der aus dem franquistischen Spanien emigriert und 1944 nach Montreal an die McGill-Universität berufen worden war, der Montreal Psychoanalytic Club, die erste freudianische Institution in Kanada. Zu seinen Mitstreitern gehörte auch der Dominikaner Noël Mailloux, der 1942 das Institut für Psychologie an der McGill-Universität gegründet hatte und dort Psychoanalyse lehrte.
1952 gründete Prados (inzwischen Mitglied der BPAS) zusammen mit dem Franzosen Théodore Chentrier (Mitglied der SPP), dem Deutschen Eric Wittkower (Mitglied der BPAS), dem Griechen Georges Zavitzianos (Mitglied der SPP), dem Engländer Alastair MacLeod (Mitglied der BPAS) und dem Kanadier Bruce Ruddick (Ausbildung am NYPSI) die Société des Psychanalystes Canadiens / Canadian Society of Psychoanalysts als Zweiggesellschaft der British Psycho-Analytical Society. Die American Psychoanalytic Association lehnte die Schirmherrschaft ab, weil sie die Haltung der Gruppe - deren erster Präsident der Nicht-Mediziner Théo Chentrier war - zur sog. Laienanalyse nicht akzeptierte. 1953 etablierte sich die Gesellschaft offiziell unter dem Namen Canadian Psychoanalytic Society / Société Canadienne de Psychanalyse (CPS/SCP) und wurde 1957 von der Internationalen Psychoanalytischen Vereinigung anerkannt.
1954 kehrte der aus Kanada stammende Kleinianer W. Clifford M. Scott, Lehranalytiker und Präsident der BPAS, in seine Heimat zurück. Gemeinsam mit den Wiener Lehranalytiker:innen Hans und Friedl Aufreiter begann er ein Jahr später in Montreal mit der Ausbildung von Kandidaten, zunächst am Allan Memorial Institute der McGill-Universität, bis 1961 ein eigenes Lehrinstitut der CPS/SCP eröffnet wurde, das Canadian Institute of Psychoanalysis / Institut Canadien de Psychanalyse (CIP/ICP), mit Jean-Baptiste Boulanger als erstem Direktor. 1968/1969 entstanden außerdem in Montreal die beiden CPS/SCP-Sektionen Société Psychanalytique de Montréal (SPM), französischsprachig und von der französischen Psychoanalyse geprägt, mit dem Institut Psychanalytique de Montréal (IPM), und die englischsprachige Quebec English Branch.
Nach Montreal war es Toronto, wo sich die kanadische Psychoanalyse etablieren konnte. Hier schuf der bei der BPAS in London ausgebildete Kanadier Alan Parkin 1956 den Toronto Psychoanalytic Study Circle, den Vorläufer der 1965 als CPS/SCP-Sektion gegründeten Toronto Psychoanalytic Society (TPS). 1969 wurde das Toronto Institute of Psychoanalysis (TIP) eröffnet.
Weitere Zweiggesellschaften der CPS/SCP sind die Ottawa Psychoanalytic Society (1972) mit ihrem 1978 gegründeten Lehrinstitut, die Western Branch of the CPS (1978) in Vancouver, die South Western Ontario Psychoanalytic Society (1982) in London, Ontario, und die Société Psychanalytique de Québec (SPQ) (1988). Die CPS/SCP zählt heute um die 400 Mitglieder in sieben Sektionen.
Nach einer einzigen Ausgabe im Jahr 1954 erscheint seit 1990 das Canadian Journal of Psychoanalysis / Revue Canadienne de Psychanalyse als zweisprachiges Organ der CPS/SCP - bis 2002 unter der Regie von Eva Lester. Im Umkreis der SPM entstanden die Zeitschriften Interprétation mit 24 Ausgaben zwischen 1967 und 1981, Frayages, von der drei Nummern zwischen 1984 und 1987 erschienen sind, Trans mit zehn Ausgaben zwischen 1992 und 1999 sowie die seit 1992 erscheinende Zeitschrift Filigrane.
Die Gründerfiguren der kanadischen Psychoanalyse waren eher durch französische und englische Einflüsse als durch nordamerikanisches psychoanalytisches Denken geprägt, das sich später jedoch besonders bei den englischsprachigen Psychoanalytikern in Kanada durchsetzte. Rivalitäten zwischen dem französischsprachigen Montreal und dem englischsprachigen Toronto haben auch in der psychoanalytischen Bewegung eine Rolle gespielt. In den 1970er und 1980er Jahren gab es in Toronto eine heftige Auseinandersetzung zwischen Anhängern der Selbstpsychologie Heinz Kohuts und orthodoxen Freudianern, eine Spaltung wurde jedoch vermieden. Die klassisch freudianische Richtung blieb die vorherrschende in der CPS/SCP. Gegen den Trend zur Medizinierung gründeten Ende der 1980er Jahre psychoanalytisch orientierte Psychologen der Ontario Psychological Association ein eigenes Institut, das Toronto Institute for Contemporary Psychoanalysis (TICP).
Neben den Genannten besonders bekannt wurden die kanadischen Psychoanalytiker Patrick J. Mahony, der sich den literarischen Aspekten der Psychoanalyse widmete, Jean Imbeault mit seinem Buch Mouvemenents, Dominique Scarfone, Begründer von Trans, Roger Dufresne, der die erste Bibliografie der Werke Freuds verfasste, Julien Bigras, Begründer von Interprétation, und François Péraldi, der Lacans Denken in Québec einführte.