Psychoanalytikerinnen. Biografisches Lexikon

Geschichte der Psychoanalyse in der Schweiz

Biografien

Westschweiz

Der Psychoanalyse in der französischsprachigen Westschweiz bereiteten die Psychologen Théodore Flournoy und Edouard Claparède in Genf den Boden. Claparède leitete das 1912 von ihm gegründete Jean-Jacques Rousseau-Institut, wo als seine Assistentin Marguerite Sechehaye tätig war, die durch ihre Technik der "symbolischen Wunscherfüllung" bei der Behandlung von Schizophrenen bekannt wurde. 1919 konstituierte sich unter dem Vorsitz Claparèdes der Cercle psychanalytique Genevois, ihm gehörten Charles Odier, Raymond de Saussure, Henri Flournoy, André Repond sowie Pierre Bovet und Sabina Spielrein an.
Die französischsprachigen Psychoanalytiker in der SGPsa bzw. Société Suisse de Psychanalyse (SSPsa) orientierten sich stark an der Psychoanalyse in Frankreich; Saussure und Odier beteiligten sich 1926 an der Gründung der Société Psychanalytique de Paris. Außer in Genf praktizierten Psychoanalytiker damals auch in Neuchâtel und im Wallis, wo André Repond die psychiatrische Klinik in Malévoz leítete und Germaine Guex die erste psychoanalytisch orientierte Beratungsstelle einrichtete.
Nach dem Zweiten Weltkrieg lebte die Westschweizer psychoanalytische Bewegung mit der Rückkehr von Raymond de Saussure 1952 aus den USA wieder auf. Unterstützt durch Germaine Guex, Michel Gressot, Madeleine Rambert und der Kleinianerin Marcelle Spira organisierte er die Ausbildung in Genf und Lausanne. 1969 rief Saussure die Europäische Psychoanalytische Förderation (EPF) ins Leben, als Gegengewicht zum amerikanischen Freudianismus der IPV. Nach seinem Tod wurde 1973 in Genf das Centre de Psychanalyse Raymond de Saussure (CPRS) gegründet, das sich zum psychoanalytischen Ausbildungszentrum der Welschschweiz entwickelte. Neben dem zweisprachigen Bulletin de la Société suisse de psychanalyse erscheint seit 1980, herausgegeben von Mario und Mireille Cifali, die lacanianische Zeitschrift Le Bloc-Notes de la psychanalyse.

Tessin

In der italienischsprachigen Schweiz organisierte Pier Mario Masciangelo seit 1959 die Ausbildung von Psychoanalytikern. 1969 gründete er das Seminario Psicoanalitico di Lugano, das sowohl mit der Società Svizzera di Psicoanalisi (SSPsa) als auch mit der Società Psicoanalitica Italiana zusammenarbeitet.

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