Psychoanalytikerinnen. Biografisches Lexikon

Geschichte der Psychoanalyse in Skandinavien

Biografien

Norsk Psykoanalytisk Forening

Als Reaktion auf die Besetzung Norwegens durch die Deutschen im Jahr 1940 stellte die Dansk-Norsk Psykoanalytiska Förening ihre Arbeit ein. Nach Kriegsende wurde die Vereinigung 1947 in Norwegen von Harald Schjelderup, Trygve Braatøy und Hjørdis Simonsen wiederbelebt. 1953 gründeten Norweger und Dänen jeweils eine eigene psychoanalytische Arbeitsgruppe. Die IPV verweigerte den Norwegern jedoch die Anerkennung, weil man immer noch den Einfluss der Ideen Wilhelm Reichs fürchtete. Erst 1963 erhielt die norwegische Gruppe, dank des Einsatzes vor allem von Hjørdis Simonsen, den Status einer IPV-Arbeitsgruppe, und 1975 wurde sie als Norsk Psykoanalytisk Forening (NPF) schließlich Zweiggesellschaft der IPV. 1967 wurde in Oslo das Norsk Psykoanalytisk Institutt eröffnet.
Zu den bedeutendsten AnalytikerInnen Norwegens zählen: Harald Schjelderup, Pionier der 1920er und 1930er Jahre, der das norwegische Konzentrationslager Grini überlebte und sich vor allem mit klinischen Fragen beschäftigte; Trygve Braatøy, der in einem Buch über Knut Hamsun die Theorien Alfred Adlers und Sigmund Freuds kombinierte und später die Vegetotherapie Reichs anwendete; Ola Raknes, ein Freund und Mitarbeiter Wilhelm Reichs, der sich dessen Orgonlehre verschrieb; und Nic Waal, Analysandin Reichs und Spezialistin auf dem Gebiet der Kinderpsychiatrie.

Seit 1968 halten die psychoanalytischen Vereinigungen der vier skandinavischen Länder Schweden, Finnland, Norwegen und Dänemark alle zwei Jahre eine eigene nordische Konferenz ab. Seit 1978 geben sie gemeinsam die englischsprachige Zeitschrift The Scandinavian Psychoanalytic Review heraus.

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