Der Zerfall des Osmanischen Reichs und die Gründung der Republik durch Mustafa Kemal Atatürk im Jahr 1923 ging mit großen gesellschaftlichen Veränderungen einher. Atatürks westlich orientierte laizistische Reformen bereiteten in der Türkei den Boden für das Interesse an der Psychoanalyse, zu ihrer klinisch-praktischen Anwendung kam es jedoch erst sehr viel später. Bei der Behandlung psychisch Kranker sollten naturwissenschaftliche medizinische Standards die traditionellen religiösen Heilmethoden ablösen, welche jedoch in der Bevölkerung weit verbreitet blieben. Der türkische Begründer der modernen Psychiatrie, Mazhar Osman Uzman, schloss 1927 die veraltete Istanbuler Anstalt Toptaşı Bimarhanesi und gründete die erste moderne psychiatrische Klinik Bakırköy Hastanesi in Istanbul. Wie die meisten seiner türkischen Kollegen war er ein Anhänger der positivistischen Psychiatrie Emil Kraepelins und ein entschiedener Gegner der Psychoanalyse.
Die Psychoanalyse kam in den 1930er Jahren in die Türkei, als zahlreiche deutsch-jüdische Wissenschaftler und Intellektuelle vor den Nationalsozialisten in die Türkei flohen, darunter Oscar und Edith Weigert, die sich in Ankara niederließen. Die Psychiaterin Edith Weigert war Mitglied der Deutschen Psychoanalytischen Gesellschaft und die erste Psychoanalytikerin, die - mit der Erlaubnis Atatürks - in der Türkei praktizierte. Einer ihrer Analysanden war Izzeddin A. Şadan, Psychiater und türkischer Pionier der Psychoanalyse, der in den 1930er Jahren zahlreiche psychoanalytische Aufsätze veröffentlichte und wichtige Werke Sigmund Freuds ins Türkische übersetzte.
In den folgenden Jahrzehnten spielte die Psychoanalyse in der Türkei jedoch so gut wie keine Rolle. Psychoanalytische Theorien wurden an den Universitäten kaum unterrichtet und fanden auch im klinisch-praktischen Bereich keine Anwendung. Die große Mehrheit der türkischen Psychiater stand der Psychoanalyse distanziert gegenüber und orientierte sich an der biologisch ausgerichteten deutschen Psychiatrie bzw. ab den 1950er Jahren an dem psychopharmakologischen Ansatz aus den USA. Eine Ausnahme bildete der in den 1950er Jahren an der Universität Ankara lehrende Psychiater Rasim Adasal, der sich als "türkischen Freud" bezeichnete und in seinen Vorlesungen und Büchern psychoanalytisches Denken verbreitete.
Während der 1960er Jahre führte die am Berliner Psychoanalytischen Institut ausgebildete türkische Psychiaterin Günsel Koptagel-Ilal die psychoanalytische Psychotherapie in der psychiatrischen Universitätsklinik Çapa in Istanbul ein und eröffnete dort 1969 eine psychoanalytisch orientierte psychosomatisch-psychotherapeutische Poliklinik. Zur gleichen Zeit arbeitete der Psychiater Orhan Öztürk in der psychiatrischen Universitätsklinik Hacettepe in Ankara nach dem ich-psychologischen Ansatz von Erik H. Erikson. Seit den 1970er Jahren lehrten die Psychiater Celal Odağ und Vamik Volkan Psychiatrie und Psychoanalyse an der Universität Ankara; Odağ hatte seine psychoanalytische Ausbildung in Göttingen erhalten und Volkan in Washington.
Trotz der intellektuellenfeindlichen Militärdiktatur Kenan Evrens begannen in den 1980er Jahren immer mehr junge türkische PsychiaterInnen und PsychologInnen sich für die Psychoanalyse zu interessieren. Sie bildeten Lesegruppen, in denen vor allem Werke von Wilhelm Reich und Erich Fromm, aber auch von Sigmund Freud, C. G. Jung und Alfred Adler diskutiert wurden. Einige von ihnen begaben sich nach Frankreich, Deutschland und in die USA, um eine psychoanalytische Ausbildung zu absolvieren, und betrieben nach ihrer Rückkehr die Etablierung der Psychoanalyse in der Türkei.
In den 1990er Jahren entstanden mehrere psychoanalytische Einrichtungen: So gründete die Psychiaterin und in Berlin ausgebildete Psychoanalytikerin Ulviye Etaner 1992 in Istanbul Murat Şefik Etaner Psikoterapi Eğitim Vakfi (MEPEV), ein Ausbildungszentrum für psychoanalytische Psychotherapie. Celal Odağ eröffnete 1994 in Izmir das psychoanalytische Lehrinstitut Halime Odağ Foundation, und um Vamik D. Volkan bildete sich gegen Ende der 1990er Jahre in Istanbul der psychoanalytische "Volkan Club" mit 20 bis 30 PsychiaterInnen.
Eine Gruppe von PsychiaterInnen und PsychologInnen unter Führung von Talat Parman, der zu der Zeit Ausbildungskandidat der Société Psychanalytique de Paris (SPP) war, gründete 1994 die Istanbul Psikanaliz Grubu [Istanbul Psychoanalytical Group]. Zu ihr gehörten neben Talat Parman Tevfika Tunaboylu-Ikiz, Bella Habip, Stella Ovadia, Nesim Bitran und Saffet Murat Tura; später kamen Ayça Gürdal Küey, Levent Kayaalp und Elda Abrevaya hinzu. Sie absolvierten alle ihre Ausbildung in Frankreich, mit Ausnahme von Bitran bei der SPP. Aus dieser Gruppe ging 2001 die Istanbul Psikanaliz Derneği (IPD) [Istanbul Psychoanalytical Association] hervor, die 2007 von der International Psychoanalytical Association (IPA) offiziell als Study Group, 2012 als Provisorische Gesellschaft und 2017 als Zweiggesellschaft anerkannt wurde (Mitglieder). Präsidentin ist derzeit Göver Kazancioglu. Seit 1999 erscheint die Zeitschrift Psikanaliz Yazıları.
Im Jahr 2000 kam es jedoch wegen Meinungsverschiedenheiten und Problemen bei der Institutionalisierung zu einer Spaltung: Bella Habip, Stella Ovadia und Nesim Bitran verließen die Istanbul Psikanaliz Grubu. Bella Habip gründete 2003 mit Yavuz Erten und anderen die Psikanaliz ve Psikanalitik Psikoterapiler Derneği Istanbul (PPPD) [Gesellschaft für Psychoanalyse und Psychoanalytische Psychotherapien Istanbul], die 2010 unter dem Namen Ístanbul Psikanaliz Eğitim, Araştirma ve Geliştirme Derneği [Istanbul Psychoanalytic Association for Training, Research and Development] bzw. Psike Ístanbul (PSIKEist) von der IPA als zweite türkische Study Group anerkannt wurde. 2015 wurde die Psike Istanbul Psychoanalytic Association provisorische Gesellschaft und 2019 Zweiggesellschaft der IPA (Mitglieder). Präsidentin ist derzeit Nilufer Erdem.
Neben diesen beiden IPA-Gesellschaften in Istanbul gibt es noch drei weitere psychoanalytische Vereinigungen in der Türkei, die nicht an die IPA gebunden sind: die schon genannte Halime, jetzt İzmir Odağ Psikanaliz ve Psikoterapi Derneği in Izmir, die Anadolu Psikanalitik Psikoterapiler Derneği [Anadolu Psychoanalytic Psychotherapies Association] und die Ankara Contemporary Psychoanalytic Psychotherapies Association (ACPPA).
Seit 2009 erscheint Uluslararası Psikanaliz Yıllığı, das Türkische Jahrbuch des International Journal of Psychoanalysis.